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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Buchbinderei gefischt. Und dann, am Abend, wir hatten irgendwo<br />

bei Roubioun unser Nachtlager aufgeschlagen, klebte er eine Kerze<br />

neben sich auf einen Felsen und begann zu schreiben. Wir hatten<br />

alle seit Tagen nur noch stundenweise geschlafen und waren halb<br />

tot vor Müdigkeit, aber dennoch schrieb Pierre die halbe Nacht<br />

durch, bis ihm vor Erschöpfung der Stift aus der Hand fiel. Er sagte,<br />

er müsse dafür Sorge tragen, dass diese Geschehnisse nicht vergessen<br />

werden, und er wisse nicht, ob er später noch Gelegenheit dazu<br />

haben werde. Irgendwie hat er geahnt, dass er nur noch wenige<br />

Tage zu leben hatte.»<br />

«Und La Costo?», fragte Cristino.<br />

«Als wir nach der Zerstörung von Cabriero zurück durch den<br />

Luberoun ritten, begegneten wir kurz vor La Costo einer Kutsche»,<br />

berichtete Rouland. «Es war Justine mit den <strong>Kinder</strong>n. Wenn wir<br />

uns die Geschichte, die sie erzählte, richtig angehört hätten, hätte<br />

uns klar werden müssen, dass Archimède ein falsches Spiel spielte.<br />

Er hatte sie losgeschickt mit der Begründung, Santo Anno dis Aupiho<br />

sei nicht mehr sicher, das Söldnerheer sei im Anmarsch, der<br />

Weg Richtung Ais sei verbaut und die einzige Möglichkeit sei, über<br />

die Coumbo nach Norden zu fliehen. Er schickte sie nur mit ihrem<br />

Kutscher und einem <strong>Die</strong>ner voraus und behauptete, er selbst würde<br />

mit seiner Familie nachkommen. Wie Justine und die <strong>Kinder</strong> durch<br />

die Coumbo gekommen sind, ist mir bis heute schleierhaft, denn<br />

Archimède hatte sie Mayniers Armee geradewegs in die Arme<br />

geschickt. Justine litt an Schwangerschaftserbrechen, was ihm<br />

höchstwahrscheinlich klargemacht hatte, dass ein potentieller weiterer<br />

Erbe in Sicht war. Ich nehme an, er hoffte, Justine und Daniel<br />

würden den Söldnern in die Arme laufen und ein unverdächtiges<br />

Ende nehmen.»<br />

Ein vergessenes Bild in den Tiefen von Cristinos Erinnerung, ihre<br />

Mutter, die schöne, blonde, engelsgleiche Frau, die auf einem<br />

Kutschbock kniete, wirre Haare in ihr schweißbedecktes Gesicht<br />

geklebt, und mit wütendem Brüllen auf den Mann feuerte, <strong>des</strong>sen<br />

Hand nach der Tür der Kutsche griff, in der ihre <strong>Kinder</strong> saßen.<br />

Sie hatte Daniel und Louise jeweils eine Arkebuse in die Hand<br />

gedrückt und gesagt, wenn einer die Kutschentür aufmacht, dann<br />

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