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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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würden, wer den Mann neben sich töte. Der jüngste von Vaters<br />

älteren Brüdern wurde von einem Mann erschlagen, mit dem er<br />

am Abend vorher noch sein Brot geteilt hatte. Nur mein Großvater,<br />

mein Vater und sein ältester Bruder überlebten das Massaker und<br />

fielen den Fürstlichen lebend in die Hände, die sofort daran gingen,<br />

ihre Gefangenen hinzurichten. Als man sie zum Galgen führen<br />

wollte, flüsterte mein Onkel meinem Vater zu, er solle lauf en wie<br />

der Teufel, stürzte sich auf die Männer, die sie umstanden und riss<br />

sie zu Boden. Und so konnte mein Vater entkommen, als Einz i ger<br />

der Familie. Als er wieder zu Hause ankam, war sein Elternhaus<br />

von durchziehenden Landsknechten niedergebrannt worden, und<br />

von seiner Familie lebte keiner mehr. Also verließ er seine Heimat<br />

und zog in die Welt hinaus. Er verdingte sich als Soldat, um einen<br />

Lebensunterhalt zu haben. Doch schließlich blieb ihm nichts anderes,<br />

als zu stehlen, um mich und meine Mutter zu ernähren. Und<br />

sostarber letztlich auf dem Schafott wie sein Vater.» Er zuckte mit<br />

den Achseln. Sie schniefte. «Das tut mir leid», sch luchzte sie.<br />

«Ja. Mir auch», sagte Hannes. Er streckte die Hand aus und berührte<br />

ihre tränennasse Wange. Sie hob ihre rotgeäderten Augen.<br />

«Hannes …»<br />

Er beugte sich nach vorne und küsste sie auf die Stirn.<br />

Sie weinte wieder. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und<br />

drücktesich an ihn und bedeckteseinGesicht mit Küssen. «Ich liebe<br />

dich!», schluchzte sie. «Ich liebe dich, Hannes!» Er machte Anstalten,<br />

sie von sich wegzuschieben, doch sie klammerte sich an ihn<br />

wie eine Ertrinkende. «Nimm mich», keuchte sie, «jetzt, sofort.»<br />

<strong>Die</strong>smal wandte er genug Kraft auf, dass er sie wegdrücken<br />

konnte. «Catarino …»<br />

«Nimm mich!», rief sie. «Ich will es! Jetzt!»<br />

Er schüttelte den Kopf «Nein», sagte er.<br />

«Aber ich liebedich!»<br />

«Unsinn.» Wieder schüttelte Hannes den Kopf «Du liebst mich<br />

nicht. Du bist gekränkt und wütend auf deine Eltern. Du willst mit<br />

dem erstbesten Mann ins Bett springen, um sie zu bestrafen. Aber<br />

morgen wirst du es bereuen, Catarino. Nein.»<br />

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