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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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planten Aktionen <strong>des</strong> Parlaments gewarnt worden seien. Auch von<br />

dem Arrêtde Mérindol selbst wurden die Einwohner von Mérindol<br />

so frühzeitig in Kenntnis gesetzt, dass sie sich in Sicherheit bringen<br />

konnten.<br />

Offensichtlich gab es also Leute im Parlament oder <strong>des</strong>sen<br />

Umfeld, die der harten Linie eines Jean Maynier ablehnend gegenüberstanden<br />

und versuchten, den Menschen von Mérindol zu<br />

helfen, sei es aus reiner Menschenliebe oder weil sie selbst der waldensischen<br />

Lehre nahestanden. Es ist auch zu erwarten, dass diese<br />

Personen die Menschen von Mérindol im Geheimen unterstützten,<br />

da sie sich sonst selbst dem Vorwurf der Ketzerfreundlichkeit<br />

ausgesetzt hätten. Aubéry lässt an keiner Stelle auch nur ansatzweise<br />

durchblicken, wer diese Leute waren. Möglicherweise wusste<br />

er es einfach nicht. Andererseits passt es nicht ganz zu Aubérys<br />

Detailtreue, dass er nicht einmal Vermutungen zu diesem Thema<br />

anstellte. Es ist gut möglich, dass Aubéry die heimlichen Beschützer<br />

von Mérindol kannte und dass er sein e Gründe hatte, dieses<br />

Geheimnis für sich zu behalten.<br />

Jean Maynier d’Oppède konnte sich nicht lange über den erfolgreichen<br />

Ausgang <strong>des</strong> Prozesses freuen: er starb 1558, nur drei<br />

Jahre nach Ende <strong>des</strong> Prozesses. Seine Rolle bei der Vernich tun g<br />

der Waldenser gab bereits unter seinen Zeitgenossen zu wilden<br />

Spekulationen über die Umstände seines To<strong>des</strong> Anlass. Zwar litt<br />

Maynier an einer Harnwegserkrankung (eventuell auch einer Geschlechtskrankheit),<br />

die eine naheliegende Ursache für seinen Tod<br />

darstellte. Dennoch stand es für viele seiner Zeitgenossen fest, dass<br />

er einem Giftanschlag zum Opfer gefallen und das Morden an den<br />

Waldensern somit letztlich doch gerächt worden war.<br />

Es bleibt zu erwähnen, dass Mayniers Erben, die Familie Forbin,<br />

die sich fortan Forbin-Oppède nannte, in den folgenden Jahrhunderten<br />

noch zahlreiche einflussreiche Politiker hervorbrachte,<br />

darunter auch ausgesprochen rechtschaffene und grundanständige<br />

Persönlichkeiten.<br />

In den Jahren, die dem Arrêt de Mérindol folgten, spitzte sich<br />

in Frankreich der Konfl ikt zwischen Katholiken und Protestanten<br />

immer weiter zu. Versuche der französischen Krone, das Problem<br />

auf friedlichem Weg zu lösen, blieben ohne nachhaltigen Erfolg.<br />

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