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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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In den frühen Abendstunden verließen drei junge Leute und ein<br />

Knabe in Begleitung eines <strong>Die</strong>ners die Stadt über die Porto dis Augustin<br />

und begaben sich in Richtung <strong>des</strong> bunten Lagers, das hier<br />

vor den Mauern der Stadt aufgeschlagen war, das Lager der Nicht-<br />

Bürger, <strong>des</strong> fahrenden Volkes, das zwar das Recht hatte, in der<br />

Stadt seine Künste auszuüben und Geld zu verdienen, nicht aber<br />

den Schutz der Stadt genoss. <strong>Die</strong> Sonne stand bereits tief, und der<br />

Wächter am Tor, der gähnend das Ende einer ereignislosen Schicht<br />

herbeisehnte, wies die jungen Leute darauf hin, dass die Tore beim<br />

Einbruch der Dunkelheitgeschlossen würden und es bis zum Morgengrauen<br />

auch blieben. Wissen wir, wissen wir, meinte der rothaarige<br />

junge Herr, der die Gruppe anführte, und lief missmutig in<br />

den Sonnenuntergang hinaus.<br />

Fabiou hatte sich dieser Unternehmung nur unter Protest und<br />

aufgrund massiven Drucks von Seiten seiner Schwester Catarino<br />

angeschlossen, die gedroht hatte, sie würde andernfalls Frederi von<br />

seinem Besuch beim Viguié erzählen. Er hielt das ganze selbstverständlich<br />

für Schwachsinn. Wahrsager, Hexen, Geister… ein Unsinn<br />

war das, der jedem logischen Denken widersprach! In was für<br />

einem Jahrhundert leben wir eigentlich? Schreiben wir noch die Zeit<br />

der Kreuzzüge oder was? Wir leben im Zeitalter eines Ronsards,<br />

eines Erasmus von Rotterdam, eines Magellans, und diese Gören<br />

faseln von verwunschenen Amuletten und Geisteraustreibung!<br />

Sie hatten die Abendstunden abwarten müssen, in denen sich das<br />

fahrende Volk wieder vor der Stadt zusammenrottete, denn selbstverständlich<br />

hatte Cristino nicht riskieren können, sich mitten auf<br />

dem Marktplatz dem Hexenweib zu nähern. Natürlich war es ein<br />

Risiko, sich in ein Gauklerlager zu wagen – diese Leute stahlen und<br />

betrogen, das war allgemein bekannt –, aber bitte, wenn die jungen<br />

Damen meinen…<br />

Ein Glück, dass sie wenigstens Loís dabeihatten. Es brauchte eine<br />

ganze Menge Gaukler, mit einem Loís fertig zu werden.<br />

Im abendlichen Gegenlicht hatte das Gauklerlager fast etwas<br />

Malerisches: Etwa zehn Zelte und Planwagen, dazwischen spielende<br />

<strong>Kinder</strong>, Frauen, die Kleider flickten oder über Lagerfeuern<br />

kochten, Männer beim Schnitzen und Werkeln an ihrer Ausrüstung.<br />

Ein paar junge Leute, jetzt abgeschminkt und in einfachen<br />

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