04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

«Sébastien! Himmel, steig auf!» Arnacs Stimme, die ihn abermals<br />

aus seiner Erschöpfung zerrte. Unter Aufbietung all seiner<br />

Kraft zog Sébastien sich in den Sattel und angelte fahrig nach den<br />

Zügeln. «Komm», sagte Arnac und trieb sein Pferd an. Sébastien<br />

holte tief Luft und folgte ihm, der Ebene zu.<br />

<strong>Die</strong> Sonne berührteden Horizont, als sie die Durenço erreichten,<br />

und über dem Fluss lag der fahlblaue Glanz der Dämmerung. Sie<br />

ließen sich von den Pferden rutschen und stolperten aufdas Ufer zu.<br />

<strong>Die</strong> Durençohatte andieser Stelle nur eine niedrige Böschung,die<br />

Sommerhitze hatte den Flusslauf halb austrocknen lassen; in zwei<br />

schmalen Bächen rann das Wasserdurchdas sandige Flussbett. Sie<br />

ließen sich die Böschung herunterrutschen und stolperten durch<br />

den heißen Sand, bis ihre Füße ins seichte Wasser planschten. Arnac<br />

fiel aufdie Knie, schöpfte mit beiden Händen Wasser in seinen<br />

Mund. Sébastien wollte es ihm gleichtun, doch in diesem Moment<br />

wurde ihm wieder bewusst, wie ekelhaft schmutzig er sich fühlte,<br />

und er ließ sich einfach der Länge nach ins Wasser fallen. Arnac<br />

starrte ihn einen Augenblicklang verständnislos an, dann folgte er<br />

seinem Beispiel.<br />

Später saßen sie am anderen Ufer der Durenço im Gras, triefend<br />

vor Nässe, und Sébastien starrte ungläubig auf seine bebenden<br />

Hände, in deren Gelenke tiefe, blutende Furchen eingegraben waren.<br />

Dann, ganz langsam, wandte er sich Arnac zu, blickte in <strong>des</strong>sen<br />

verschwollenes, graues Gesicht, in dem die einzige Farbe das<br />

düstere Rot der Schnittwunde quer über seine Stirn war. Einen<br />

Momentlang starrten sie sich so an. Dann schlang Sébastien seine<br />

Arme um Arnac und drückte ihn an sich, während ein Kloß seinen<br />

Hals hinaufstieg und Tränen aus seinen Augen schossen und er<br />

zu schluchzen begann wie ein kleines Kind. Arnac erwiderte die<br />

Umarmung, und Sébastien hatte fast das Gefühl, dass er ebenfalls<br />

weinte.<br />

Es war Arnac, der ihn schließlich beiseiteschob und mit wackligen<br />

Knien aufdie Füße stolperte. «Wir müssen weiter»,krächzte er<br />

heiser. «Zurück nach Ais.»<br />

***<br />

911

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!