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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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egrüßen zu können. Ihr wart lange nicht in Ais.» Er winkte einen<br />

<strong>Die</strong>ner herbei, dass er dem Cavalié einen Branntwein bringe. Frederi<br />

ließ sich auf den Stuhl sinken und murmelte etwas von dringenden<br />

Geschäften, die ihn so lange in Castelblanc festgehalten<br />

hätten. «Wie geht es Eurer Familie, Senher Castelblanc? Der junge<br />

Herr, der Euch vorhin begleitet hat, war das Euer Sohn? Ich wusste<br />

gar nicht, dass Ihr einen so erwachsenen Sohn habt.»<br />

«Fabiou ist mein Stiefsohn», erklärte Frederi. «Der Sohn meiner<br />

Frau aus erster Ehe. Mein eigener Sohn ist noch ein Knabe.»<br />

«Ach,ja, ich erinnere mich, Ihr habt mal erzählt, dass Eure Fra u<br />

mehrere <strong>Kinder</strong> mit in die Ehe gebracht hat … erscheint mir ja ein<br />

höflicher und wohlerzogener Bursche zu sein, Euer Stiefsohn. Angenehm,<br />

heutzutage, wo es so viele junge Leute gänzlich an dem<br />

ihnen anstehenden Respekt fehlen lassen.»<br />

Fabiou rutschte noch ein Stück weiter hinter den Vorhang. Er<br />

hatte keinerlei Lust, den Herrschaften demonstrieren zu müssen,<br />

was für ein höflicher und wohlerzogener Mensch er war.<br />

«Allerdings wahr ist das!» brummelte jetzt Bossard, ein untersetzter<br />

Herr mit einem Doppelkinn und einer Halbglatze. «Neulich<br />

erzählt mir meine Schwester, ihr Sohn, ein Bengel von gerade mal<br />

neunzehn Jahren, hält es jetzt mit den Protestanten, rennt in ihre<br />

öden Schwafelgottesdienste und weigert sich, die heilige Messe zu<br />

besuchen. Ich sage Euch, wenn das meiner wäre, dem Burschen<br />

würde ich eine Abreibung verpassen, die ihm seine Flausen ein für<br />

alle Mal austreibt. Und was tut mein Schwager, der Idiot? Nichts,<br />

lässt den Bengel gewähren. Ich sage Euch, das ist überhaupt das<br />

Problem dieser Gesellschaft, dass man die jungen Leute heutzutage<br />

viel zu lasch anfasst. Aber bei mir gibt’s das nicht. Meinem Sohn<br />

habe ich gesagt, wenn ich dich einmal bei den Protestanten sehe,<br />

bist du enterbt, dass das klar ist!»<br />

«Ich meine, ich halte ja an sich nicht viel von den Franzosen»,<br />

meldete sich Estrave wieder zu Wort und warf einen Blick in die<br />

Runde, um allen Zeit zu geben, zu bestätigen, wie wenig er an sich<br />

von den Franzosen hielt, «aber so wie sich die Dinge zurzeit entwickeln,<br />

kann man nur hoffen, dass der König hierzulande mal<br />

ordentlich durchgreift und diesem protestantischen Gesocks seine<br />

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