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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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delnd. «Und ich finde es heraus», murmelte er den Büchern an den<br />

Wänden zu, die ihm stumm ihre ledernen Rücken zukehrten.<br />

346<br />

***<br />

«Großmutter?»<br />

«Ja?» Oma Felicitas saß auf einem hochlehnigen, gepolsterten<br />

Stuhl und starrte auf ein Holzpult, das in mehr als einem Schritt<br />

Abstand vor ihr aufgebaut war. Auf der Schräge <strong>des</strong> Pults lag ein<br />

Buch, und vor das Buch hielt sie mit ausgestrecktem Arm ein<br />

großes Vergrößerungsglas. Im Gegensatz zu anderen alten Damen,<br />

die sich mit Stickereien und Geklöppel die Zeit vertrieben, hing<br />

Oma Felicitas trotz nachlassendem Augenlicht weiter der Kunst<br />

<strong>des</strong> Lesens an, sehr zum Ärger von Onkel Philomenus, der dies für<br />

eine Dame in ihrem Alter allesanderealsschicklich hieltund überhaupt<br />

fand, dass ein anständiger Haushalt nur ein einziges Buch<br />

brauchte, und das war die Bibel.<br />

«Großmutter, warum treffe ich nie jemanden, der meinen Vater<br />

kennt?» Außer diesem Ingelfinger, dachte Fabiou, und das macht<br />

es nicht unbedingt weniger mysteriös. «Alle kennen Onkel Philomenus<br />

und Fre… meinen Stiefvater, aber niemand kennt meinen<br />

Vater. Manchmal kommt es einem vor, als hätte es ihn gar nicht<br />

gegeben!»<br />

Catarino, die auf der gegenüberliegenden Seite <strong>des</strong> salons in<br />

einem Sessel saß und – armer Onkel Philomenus – ebenfalls las<br />

– einen Auszug aus den Nouvels Amours , den Trévigny ihr besorgt<br />

hatte –, blickte auf. Auch Cristino, die neben ihr saß und noch immer<br />

mit abwesendem Gesicht an ihrem Medaillon herumspielte,<br />

hob den Kopf. <strong>Die</strong> drei <strong>Kinder</strong> waren mit ihrer Großmutter alleine<br />

im Raum. Frederi war in die Stadt gegangen, zu hören, was es<br />

Neues bezüglich Bossards Ermordung gab, und die Dame Castelblanc<br />

hatte sich zurückgezogen, ihr war nicht wohl.<br />

«Nicht gegeben? Das ist ja wohl das Albernste, was ich je gehört<br />

habe.»Oma Felicitasblättertedie Seiteum. «Es ist nur natürlich,<br />

dass in der Umgebung von Castelblanc niemand deinen Vater<br />

kennt. Schließlich ist er aus der Gegend von Arle, er hatte wenig<br />

Kontakte zum Luberoun.»

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