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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Ja, aber hier in Ais muss er doch Bekannte gehabt haben.<br />

Schließlich hat er hier studiert», warf Catarinojetzt ein.<br />

«Sicher. Er hatte hier ja auch Bekannte. Frederi zum Beispiel.<br />

Und Pierre.»<br />

«Ja, aber abgesehen von unserer Familie», meinte Fabiou<br />

stirnrunzelnd.<br />

«Himmel, dagibt es sicher welche, aber wer weiß, was aus denen<br />

geworden ist.» Oma Felicitas gab ihre Lektüre auf und legte das<br />

Vergrößerungsglas beiseite. «<strong>Die</strong> meisten werden wohl Studenten<br />

gewesen sein. So ist das mit Studenten – wenn das Studium vorbei<br />

ist, zerstreuen sie sich in alle Winde. Et nemo colligit dissipata.»<br />

Und niemand sammelt ein, was zerstreut ist. «Warum interessiert<br />

dich das, Fabiou?» Oma Felicitas betrachtete ihn aus zusammengekniffenen<br />

Augen.<br />

«Es ist nur so – ich weiß so wenig über meinen Vater», sagte Fabiou.<br />

«Alles was ich weiß, weiß ich von meiner Mutter und meinem<br />

Stiefvater. Und die erzählen immer nur, was für ein wunderbarer<br />

Mensch mein Vater gewesen ist und wie tragisch es ist, dass er<br />

nicht mehr lebt. Es … es klingt irgendwie alles zu gut, um wahr<br />

zu sein.»<br />

Sie lachte. Eines der wenigen Male, dass sie sie lachen hörten.<br />

«Dein Vater war zu gut, um wahr zu sein», meinte sie. «Im Ernst,<br />

Fabiou, dein Vater war ein wunderbarer Mensch. Wir hatten ihn<br />

alle sehr gern.»<br />

«Oh ja, natürlich, und Frederi hat ihm auf dem Totenbett versprochen,<br />

anständige Menschen aus uns zu machen, wie er uns bei<br />

jeder Gelegenheit erzählt.» Catarinos Stimme triefte vor Ironie.<br />

«Sprich nicht so von deinem Stiefvater, Catarino», sagte die<br />

Großmutter. «Er ist ein guter Mann, hat euch aufgezogen wie seine<br />

eigenen <strong>Kinder</strong>, und was er da sagt, ist im Übrigen wahr. Er<br />

hat Cristou versprochen, sich um euch zu kümmern, als der im<br />

Sterben lag.»<br />

«Er hat ihm wohl vor allem versprochen, sich um seine Frau zu<br />

kümmern!», zischte Catarino böse.<br />

«Catarino! Du bist in höchstem Maße undankbar und ungerecht!»,<br />

sagte die Großmutter hart. Catarino murmelte etwas<br />

Unverständliches.<br />

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