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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Der Cavalié verbarg sein Gesicht in den Händen. <strong>Die</strong> Dame Castelblanc<br />

schrie, oh Gott, oh mein Gott. Fabiou wurde endlich ohnmächtig.<br />

Cristino begann zu heulen. «Fedei viel aua», stellte Maria<br />

Anno fachmännisch fest. Theodosius’ Grinsen war noch breiter<br />

geworden.<br />

Eine Hand legte sich von hinten auf Cristinos Schulter. Es war<br />

Oma Felicitas. «Liegt dir etwas am Leben deines Bruders?», fragte<br />

sie kühl. Ihr Gesicht war wächsern.<br />

«Na-natürlich!», stotterte sie.<br />

«Dann hol deine Tante Beatrix, bevor dieser Pferdemetz ger ihn<br />

in die Hände kriegt.»<br />

Cristino starrte sie an. Sie hatte ihre Tränen völlig vergessen.<br />

Dann drehte sie sich um und rannte aus dem Raum. Sie stürzte in<br />

den Hof hinaus. Schnaubend und schweißbedeckt standen dort die<br />

Pferde. Niemand hatte daran gedacht, sie abzusatteln und abzureiben.<br />

Cristino würdigte sie keines Blickes. Sie rannte.<br />

Noch nie in ihrem ganzen Leben war sie so gerannt. Sie stürzte<br />

vorwärts, in ihren zierlichen Hausschühchen, hindurch durch<br />

die Händler und die Marktfrauen, die Fuhrwerke und die spielenden<br />

<strong>Kinder</strong>, das steile Pflaster von Ais hinunter. Auf der Plaço dis<br />

Erbo verfing sich ihr linker Absatz in einer Ritze zwischen zwei<br />

Pflastersteinen und riss ab; sie ignorierte es, humpelte weiter, hinein<br />

in dieCarrierodeSantaClara zum Konventder Clarissinnen.<br />

Sie warf sich gegen das Tor. «Aufmachen!», kreischte sie. «Ich<br />

muss Mutter Consolatoria sprechen! Sofort!»<br />

Ein Fensterchen wurde geöffnet, das gestrenge Gesicht einer<br />

Nonne, umschlossen von ihrer Haube, erschien in der Öffnung.<br />

«Ich muss zu Mutter Consolatoria!», schrie Cristino. «Ich bin ihre<br />

Nichte! Mein Bruder ist schwer verletzt!»<br />

Das Fenster klappte zu. Atemlos lehnte Cristino an den Holzbohlen<br />

<strong>des</strong> Tores. Gott, bitte lass sie da sein, bitte, bitte …<br />

Das Tor schwang so plötzlich auf, dass Cristino schier zu Boden<br />

gestürzt wäre. Leichenblass stand Tante Beatrix vor ihr. «Fabiou?»,<br />

fragte sie.<br />

«Nein», keuchte Cristino, «Frederi Jùli, es ist Frederi Jùli.»<br />

***<br />

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