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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Tante Eusebia kicherte. Ein seltsamer, hoher, metallischer<br />

Laut. «Das ist kein Unsinn!», gluckste sie. «Das ist der Fluch <strong>des</strong><br />

Verrats.»<br />

Catarinosah auf. Sie starrte Tante Eusebia an.<br />

Madaleno war weiß geworden. «Was… was meinst du damit?»,<br />

wimmertesie.<br />

«Gott straft Verräter, Madaleno», sagte Eusebia lächelnd. «Verräter<br />

an der wahren Religion.»<br />

«Eusebia, sei ruhig», krächzte Oma Felicitas.<br />

«Warum?» Triumphierend blitzten Eusebi as Au gen. «Ich habe<br />

es satt, Mutter, satt, für sie zu lügen. Dreizehn Jahre lang habe<br />

ich es getan, meine arme, arme Schwägerin, verwitwet durch tragische<br />

Umstände, das arme, fromme Geschöpf. Und dabei war sie<br />

die Hure eines Protestanten. Und das ist ja wohl nicht mal das<br />

Schlimmste!»<br />

Catarino war auf den Füßen, bevor ihre Mutter aufschrie und<br />

die Hände über den Kopf schlug. «Wie könnt Ihr es wagen, so von<br />

meiner Mutter und meinem Vater zu reden!», schrie sie.<br />

«Deine Mutter.» Eusebia lecktegenüsslich ihren Löffel ab. «Dein<br />

Vater. Das Traumpaar von Ais. So jung, so verliebt, so fromm. So<br />

stellst du dir das vor, Catarino, ja? Einen Dreck! Weißt du, wie alt<br />

du warst, als du getauft wur<strong>des</strong>t, richtig getauft? Dreieinhalb Jahre<br />

. Ein protestantischer Schweinepriester hat nach deiner Geburt<br />

seinen vermaledeiten Segen über dich gesprochen, Catarino, denn<br />

deine Mutter hatteunsere Mutter Kirche ebenso verraten wie dein<br />

Vater und war zu den gottverdammten Protestanten übergelaufen.<br />

Und als dann in dieser Stadt endlich mit dem verfluchten Ketzerpack<br />

aufgeräumt wurde, da hat sie es mit der Angst zu tun bekommen,<br />

und sie hat deinen Vater fallen lassen und ist mit fliegenden<br />

Fahnen in den Schoß der Familie zurückgekehrt. Ich verstehe bis<br />

heute nicht, dass Philomenus sie wieder aufgenommen hat.» Sie<br />

lächelte. Catarino war weiß wie eine Wand.<br />

«Catarino…», wimmerte die Dame Castelblanc.<br />

«Das ist nicht wahr», flüsterte Catarino.<br />

«Catarino, bitteeee!», schrie Madaleno.<br />

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