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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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eine Kirche. «Loís!», kreischte sie, «Loís, bitte, Loís!», und dann<br />

war der Moment erreicht, an dem die Erschöpfung ihre Gedanken<br />

verwirrte, und mit schriller, überschnappender Stimme schrie sie:<br />

«Louise!»<br />

Jemand kam, trat heraus aus den Schatten, hinein in das Licht,<br />

das der schwindende Mond auf den Stern fallen ließ, und dort stand<br />

er, reglos, irreell, eine blutrote Spur wie ein Kainszeic hen auf seiner<br />

Stirn. Es war nicht Louise.<br />

Es war Arnac de Couvencour.<br />

Sie begann zu lachen, schrill, überdreht, während T ränen über<br />

ihr Gesicht strömten, sich vermischten mit dem Schweiß, der von<br />

ihrer Stirn tropfte. «Arnac!», japste sie, «Arnac, oh, ein Glück, Arnac!»,<br />

während sie auf ihn zutaumelte, ihre nackten Füße schlitternd<br />

auf dem glatten Boden. «Arnac!»<br />

Eine blitzschnelle Bewegung, und seine Hand hatte ihren Arm<br />

gepackt und riss sie hinter sich, während im gleichen Moment der<br />

Degen aus seiner Scheide flog, und im nächsten Moment kamen die<br />

vier Männer um die Biegung gestürzt, allen voran der Kahle.<br />

Sie hielten inne, als sie Arnac bemerkten, und sahen den Genevois<br />

an, der die Stirn runzelte und stehen blieb. Hinter ihnen trat<br />

ein weiterer Mann um die Biegung. «Was ist?», fragte er.<br />

Cristino schrie auf. «Baroun Degrelho!», kreischte sie. «Flieht!<br />

Es sind Mörder! Sie wollen uns alle umbringen!»<br />

Der Baroun floh nicht. Ruhig stand Archimède Degrelho an der<br />

Ecke und blickte auf die vier Mordgesellen, auf Arnac de Couvencour<br />

und auf Cristino. «Na, so etwas», sagte er. «Senher Couvencour.<br />

Der Ketzer gibt sich die Ehre.»<br />

Arnac sagte nichts. Cristino sah, wie seine Rechte sich um den<br />

Knauf <strong>des</strong> Degens krampfte, als ob sie ihn zerquetschen wollte.<br />

«Ihr helft mir aus einer großen Verlegenheit, Senher Couvencour»,<br />

meinte Archimède Degrelho. «Ich hatte lange darüber nachgegrübelt,<br />

wie ich plausibel machen sollte, unter welchen Umständen<br />

die Barouneto in meinem Haus den Tod gefunden hat. Aber<br />

jetzt ist dieses Problem gelöst. Man wird Cristinos Leiche neben<br />

der Euren finden. Tragisch, nicht wahr? Das arme kleine Mädchen,<br />

ermordet von einem bösartigen Ketzer, kaum dass dieser aus dem<br />

Gewahrsam der Inquisition geflohen ist. Kein Wunder, dass ich<br />

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