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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«<strong>Die</strong> Carcisten.» Mergoult warf den Kopf zurück. «Der Carcès,<br />

das ist für euch eine Mischung aus einem großspurigen Idioten<br />

à la Bossard und einem kinderfressenden Monster wie Maynier,<br />

und genau so seht ihr all seine Getreuen. Aber das ist nicht das<br />

wahre Gesicht <strong>des</strong> Carcès, genauso wenig wie es das wahre Gesicht<br />

unseres Bun<strong>des</strong> ist, Couvencour. Ohja, wir sind Anhänger <strong>des</strong> Katholizismus,<br />

weil es die angestammte Religion unseres Lan<strong>des</strong> und<br />

unseres Volkes ist, aber vor allem…»<br />

«Angestammte Religion!», warf Arnac spöttisch ein. «Wir sind<br />

das ketzerischste Volk der Welt. Der Untergang der Katharer war<br />

der Untergang der okzitanischen Unabhängigkeit, vergesst das<br />

nicht.»<br />

«… aber vor allem sind wir Anhänger der alten Prouvenço, <strong>des</strong><br />

alten Rechts, der alten Begriffe von Ehre und Ritterlichkeit, all jener<br />

Ideale, die von diesen Hofschranzen in Paris mit Füßen getreten<br />

werden», fuhr Estève de Mergoult unbeirrt fort. «Das ist unser<br />

Credo, unsere Überzeugung, das große Ziel, das uns verbindet mit<br />

allen wahren Provenzalen, die noch an die Größe unseres Volkes<br />

glauben und nicht akzeptieren, zu einem Spielball in den Händen<br />

eines fremden Herrschers zu werden, sei er deutsch oder französisch.<br />

Alexandre! Mein Gott! Er ist wie Maynier und de la Fo nt<br />

und die ganze Bande, er gleicht bis aufs Haar diesen Verbrechern,<br />

die aus purer Habgier unser Land und unseren Glauben in Blut<br />

ertränkt haben. <strong>Die</strong>se Leute haben keine Ideale, Couvencour. Ihnen<br />

geht es nur um Macht, Gold und Besitz. Sie opfern dafür alles und<br />

jeden. Sie opfern die Prouvenço, Couvencour, verschachern sie an<br />

Henri von Paris für ein paar Titel und ein paar Morgen Land. Aber<br />

der Carcès wird ihrem unseligen Treiben nicht länger tatenlos<br />

zusehen, das schwöre ich Euch. Wir werden nicht länger tatenlos<br />

zusehen! Und <strong>des</strong>wegen werde ich nicht zulassen, dass Alexandre<br />

einen Mann tötet, der nur das getan hat, was ihm die Ehre und<br />

die Gerechtigkeit geboten haben.» Er holte tief Luft. «Ihr seid frei,<br />

Couvencour.»<br />

Frei. Das Wort klingelte in Sébastiens Ohren, ob provenzalisch<br />

oder nicht. Frei. Weg aus dieser Dunkelheit, die Arme wieder bewegen<br />

können, essen, trinken, Gott, es war eine berauschende<br />

Vorstellung!<br />

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