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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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königlichen Intendanten keine Blöße zu geben, wenn die Béarnerin<br />

im allgemeinen Sprachgebrauch auch «Damo Jano» war.<br />

Sie war eine Frau um die dreißig, groß und hager, mit streng zurückgebundenen<br />

braunen Locken, das Gesicht mit der markanten<br />

Nase <strong>des</strong> französischen Königshauses eher hart als schön. Das<br />

Kleid, das sie trug, war sicher von einem guten Schneider, doch<br />

verglichen mit der prunkvollen Ausstattung der Mancoun wirkte<br />

es geradezu unscheinbar: unverzierter dunkler Stoff, ein einfacher<br />

Schnitt mit hochgeschlossenem Kragen, und als einzigen – wirklich<br />

einzigen! – Schmuck ein kleines goldenes Kreuz um den Hals.<br />

Keine Ringe, keine Edelsteine, das Haar von einfachen hölzernen<br />

Spangen zusammengehalten. Ob dieser Aufzug eine Demonstration<br />

der bäuerlichen Einfachheit Navarras oder der calvinistischen<br />

Verachtung allen Prunks sein sollte, blieb dem Urteil <strong>des</strong> Betrachters<br />

überlassen, bei<strong>des</strong> hätte Jeanne d’Albret ähnlich gesehen, und<br />

bei<strong>des</strong> war unter den gegebenen Umständen reichlich provokant.<br />

Der Knabe neben ihr, ein pummeliger kleiner Junge mit hellbraunem<br />

zerzaustem Haar und einem fröhlichen Grinsen auf seinem<br />

Pausbackengesicht, trug ebenfalls ein unerhört einfaches Wams in<br />

schlichtem Braun, und die einzigen Farbflecken an seiner Kleidung<br />

waren, wie der Dame Castelblanc missbilligend auffiel, die grünen<br />

Grasschmierer auf seinen Knien.<br />

<strong>Die</strong> Albret betrachtete die Neuankömmlinge aus kühlen dunklen<br />

Augen. «Senher! Damo!», sagte sie mit einem grüßenden Nicken.<br />

<strong>Die</strong> Herren verneigten sich erneut, die Damen machten wieder einen<br />

artigen Hofknicks, wobei es Tante Eusebia gelang, gleichzeitig<br />

zu lächeln und skeptisch die Stirn zu runzeln. Immerhin war<br />

dieses Weib eine Beinaheketzerin.<br />

«Majestät!» Aus diesem Ruf klang überschwängliche Begeisterung,<br />

und die Blicke der erstaunten Anwesenden trafen eine strahlende<br />

Oma Felicitas, die, ihre Gebrechen wieder einmal komplett<br />

vergessend, vor der Béarnerin in die Knie sank. «Majestät, welch<br />

Ehre, Euch gegenüberzustehen! Ihr müsst wissen, dass ich eine<br />

glühende Verehrerin Eurer Mutter, Marguérite d’Angoulême, war,<br />

Gott hab sie selig. Ein Genie war sie, Eure Mutter, eine Künstlerin,<br />

und zudem eine weise und gerechte Königin, ein Geist der Toleranz<br />

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