04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wenn Crestin etwas mehr hasste als studierte Aufschneider,<br />

dann waren es Lateinisch parlierende studierte Aufschneider. «Im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Anstan<strong>des</strong>, ja», nuschelte er ärgerlich.<br />

«Im Rahmen <strong>des</strong> Anstan<strong>des</strong>? Was wollt Ihr damit sagen?»<br />

«Dass ich das tote junge Fräulein weder ausgezogen noch sonst<br />

etwas mit ihr angestellt habe, was ihrem Ruf abträglich sein könnte<br />

– es handelt sich schließlich um eine sehr delikate Angelegenheit.»<br />

Crestins Augen blitzten kampflustig.<br />

Vascarvié überhörte geflissentlich die Provokation. «Gibt es Hinweiseauf<br />

einen Raubmord?»<br />

«Nein.» Crestins Augen wanderten für einen Sekundenbruchteil<br />

zu Fabiou. «Ihrgesamter Schmuck war noch da.»<br />

Vascarvié warf Cristino und Catarino einen raschen Blick zu.<br />

«Virginitas afflicta?»<br />

«Soweit ich das beurteilen kann, nein. Sie war vollständig angezogen,<br />

das Kleid nicht beschädigt, und die einzigen sichtbaren<br />

Verletzungen sind – nun, ein blaues Auge und der Schnitt in ihrer<br />

Kehle, und das blaue Auge hatte sie sich wohl schon vorher<br />

zugezogen.»<br />

«Ihr könntet in Euren Ausführungen etwas mehr Rücksicht auf<br />

die Gemüter der anwesenden Damen nehmen… insbesondere auf<br />

das der unschuldigen Mädchen!», zischte Vascarvié wütend.<br />

«Indem ich Latein rede? Das würde nicht viel nutzen, die Damen<br />

sindgebildet», meinte Crestin unberührt. «Und, honorabilis doctor<br />

iuris, habt Ihr eine Theorie, wer das Mädchen ermordet hat und<br />

warum?»<br />

«Wer? <strong>Die</strong> Antonius-Jünger, wer sonst. Und was das Warum betrifft…<br />

diese Leute sind Tiere, die aus Gier nach Blut morden. <strong>Die</strong><br />

brauchen keinen Grund, einen Menschen zu töten.»<br />

«Aber vielleicht einen Komplizen», meinte Crestin. Seine Augen<br />

waren wieder zu Fabiougewandert.<br />

«Wie bitte?», fragte Vascarvié entgeistert.<br />

«In einem der anliegenden Räume war ein Fenster offen. Jemand<br />

muss es geöffnet haben, damit der Mörder einsteigen konnte.<br />

Und von irgendjemandem muss der Mörder schließlich auch erfahren<br />

haben, dass die Demesle sich in jenem abgelegenen Raum<br />

aufhielt.»<br />

604

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!