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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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trachtete seinen Vorgesetzten in einer Mischung aus Mitleid und<br />

Schuldbewusstsein.<br />

Crestin fegte mit einem wüsten Fluch einen Aktenstapel vom<br />

Tisch. «<strong>Die</strong>ser Mistkerl! <strong>Die</strong>ser verfluchte, arrogante Hurensohn!<br />

Glaubt der im Ernst, der Mörder rennt ihm in die Arme, nur weil<br />

er Jurisprudenz studiert hat?» Er setzte sich auf die freigewordene<br />

Tischkante, seine Hände zitterten vor Wut.<br />

«Mèstre Viguié?», fragte Laballefraou.<br />

«Hm?»<br />

«Denkt Ihr wirklich, die Morde wurden durch die Antonius-<br />

Jünger begangen?»<br />

Crestin seufzte leise. «Ich weiß es nicht. Aber eines weiß ich:<br />

wen immer die Herren vom Parlament für diese Tat verantwortlich<br />

machen – Gnade ihm Gott, wenn sie ihn in die Finger kriegen!»<br />

***<br />

Für den Abend war eine Messe in Sant Sauvaire angesetzt, um für<br />

das Seelenheil <strong>des</strong> verblichenen Senher Bossard zu beten, und zu<br />

derselben wurde halb Ais erwartet, der Adel ebenso wie das Bürgertum.<br />

Onkel Philomenus war bereits ab dem frühen Nac hmitta g<br />

dabei, eine angemessene Garderobe für diesen Anlass zusammenzustellen,<br />

und Tante Eusebia und die Dame Castelblanc staffierten<br />

sich aus, als ginge es zu ihrer eigenen Beerdigung.<br />

Der Rest der Familie sah dem Ereignis eher gelassen entgegen.<br />

Sogar Frederi fand, ganz entgegen seiner sonstigen Begeisterung<br />

für die Messe, dass es Wichtigeresgab als das Bossardsche Requiem,<br />

und die <strong>Kinder</strong> waren von der Vorstellung, den Abend schon wieder<br />

in der Kirche zu verbringen, alles andere als erbaut. «<strong>Die</strong> sollen<br />

nicht so tun, als ob der König persönlich gestorben wäre», grummelte<br />

Oma Felicitas. «Soweit kommt’s noch, dass ich für diesen alten<br />

Fettwanst, der sich sowieso bis zum Ende <strong>des</strong> Jahres totgesoffen<br />

hätte, meine gute Spitze ausmotte!»<br />

«Mutter!», schrien Onkel Philomenus und die Dame Castelblanc<br />

wie aus einem Mund.<br />

Fabioujedenfalls saß bis eine Viertelstunde vor Beginn der Messe<br />

im Pfer<strong>des</strong>tall und sah Loís bei der Arbeit zu. Loís hatte eine<br />

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