04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fabiou atmete tief durch, während er sich neben seinen Stiefvater<br />

an die Mauer lehnte und den Geruch von altem, staubigem<br />

Stein einatmete, den Geruch der Burgen, den Geruch von Kälte<br />

und Kargheit und Unbequemlichkeit, den Geruch von Castelblanc.<br />

Über ihm kletterteeinestrahlende Sommersonne einen blendenden<br />

Himmel empor, und er musste die Augen zusammenkneifen, als er<br />

nach Süden blickte.<br />

«Ich liebe sie so sehr, Fabiou», murmelte Frederi. Fabiou wusste,<br />

dass er von Madaleno sprach. «Bitte, nimm es ihr nicht übel. Es war<br />

alles so schwer für sie … sie konnte nur damit leben, indem sie so<br />

tat, als ob all das nicht geschehen wäre.»<br />

«Ich weiß. Und ich nehme ihr nichts übel», sagte Fabiou. «Wir<br />

sollten nach Castelblanc zurückkehren, das ist das Beste für sie.<br />

Das Beste für alle, schätze ich.»<br />

Frederi starrte ihn an aus Augen, die uralt aussahen. «Mein<br />

Gott, Fabiou, du hast dich so verändert», murmelte er. «Du bist<br />

so… erwachsen geworden.»<br />

Ich hatte ja auch keine andere Wahl, dachte Fabiou, aber er sprach<br />

diesen Gedanken nicht aus. Er hätte jetzt gehen können, zurück in<br />

den Salon, sich in seine Decke wickeln und versuchen zu schlafen<br />

und den Mantel <strong>des</strong> Vergessens überjenes letzte Detail der ganzen<br />

unglückseligen Geschichte breiten. Aber erging nicht. Er konnte es<br />

nicht. Er war verdammt, wie es sein Onkel gewesen war, verdammt<br />

dazu, nach der Wahrheit zu suchen, koste es, was es wolle. Fabiou<br />

erlaubte sich, die Augen vor der blendenden Helligkeit <strong>des</strong> Himmels<br />

zu schließen, als er sagte: «Ihr habt meinen Vater getötet,<br />

nicht wahr?»<br />

Als er die Augen wieder öffnete, war Frederi an der Wand zusammengesunken.<br />

«Fabiou», flüsterte er, während seine zitternde<br />

Hand sich nach oben tastete und auf einer ergrauenden Strähne<br />

seines Haars liegenblieb, «Fabiou, was hätte ich denn machen<br />

sollen?»<br />

Ja, was hätte er machen sollen, der kleine Junge, der seinen<br />

Freund Cristou so liebte, dass er sich ein Bein ausgerissen hätte,<br />

hätte ihm das Cristous Liebe gesichert; der sich Lancelot nannte,<br />

nur um ein Gralsritter zu sein wie er; der ohne einen Augenblick<br />

zu zögern auf die Frau verzichtete, die er liebte, als er erkannte,<br />

1044

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!