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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Und?», fragte er statt<strong>des</strong>sen, zu gespannt, um sich mit unnötigen<br />

Begrüßungsfloskeln aufzuhalten.<br />

«Setzt euch.» Bruder Antonius wies auf die Stühle, die den<br />

Ebenholztisch in der Mitte <strong>des</strong> Raumes umstanden, und nahm<br />

selbst Platz, das Bücherregal in seinem Rücken, die Front mit den<br />

Butzenglasfenstern gegenüber. Anders als Fabiou schien er keinerlei<br />

Einwände gegen die Anwesenheit der Mädchen zu haben; im<br />

Gegensatz zu vielen anderen Geistlichen war er der Meinung, dass<br />

Frauen durchaus zur Bildung und damit auch zur Teilnahme an<br />

Disputen befähigt waren, und er hatte die Mädchen noch nie von<br />

seinen Unterredungen mit Fabiou ausgeschlossen.<br />

«Also?» Erwartungsvoll ließ Fabiou sich auf einen der gepolsterten<br />

Holzstühle fallen. Robon d’Auban war eine gewisse Vorliebe<br />

für Luxus nicht abzusprechen. <strong>Die</strong> anderen drei folgten seinem<br />

Beispiel, die Augen fragend auf Bruder Antonius gerichtet; im Gegensatz<br />

zu Fabiou hatten sie keine Ahnung, was der Mönch ihrem<br />

Bruder mitteilen wollte.<br />

«Nun gut.» Bruder Antonius legte das bekannte Lederpäckchen<br />

auf den Tisch, schlug es auseinander und seufzte tief, was Fabiou<br />

nicht unbedingt als gutes Zeichen wertete. «<strong>Die</strong>ses Päckchen enthält<br />

drei unterschiedliche Schriftstücke, alle, wie du richti g vermutet<br />

hast, in Deutsch geschrieben. Da ist zunächst mal ein Passierschein<br />

für ein Land namens Bavaria, aus dem immerhin die<br />

Identität <strong>des</strong> Toten hervorgeht. Sein Name war Heinrich Trostett,<br />

Kaufmann aus Leipzig, 52 Jahre alt. Ansonsten nur rechtliches Geplänkel,<br />

nichts weiter. Dann das zweite, ein Empfehlungsschreiben<br />

an einen deutschen Kaufmann in Ais namens Arthur Petri, womit<br />

wohl auch das Ziel seiner Reise klar sein dürfte. Bis auf eine ziemlich<br />

allgemein gehaltene Aufzählung seiner Tugenden und Verdienste<br />

gibt dieses Dokument aber auch nicht viel her.» Er schob<br />

ein paar Blätter beiseite, seufzte noch einmal. «Das eigentlich<br />

Interessante war die Nummer drei, eine Sammlung loser Blätter,<br />

allesamt in der gleichen Handschrift beschrieben, offensichtlich<br />

von dem Toten selber. Es ist – nun, wie will man sagen – eine Art<br />

Gedankensammlung.»<br />

«Ein Tagebuch?», fragte Fabiou aufgeregt.<br />

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