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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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in einem der oberen Geschosse, fernab vom Lärm der Straße. Also,<br />

wo war die Treppe?<br />

Bereits ein paar Schritte weiter fand er, was er suchte: eine Wendeltreppe,<br />

die sich in eine düstere Höhe hinauf schraubte. Fabiou<br />

holte tief Luft und kletterte die engen Stiegen hinauf.<br />

Oben empfing ihn ein Gang ähnlich dem ein Geschoss tiefer. Er<br />

ging in Richtung Rückseite <strong>des</strong> Hauses. Der ruhigeste Ort für das<br />

Schlafzimmer. <strong>Die</strong> zweitletzte Tür zur Linken stand einen Spalt<br />

offen.<br />

Fabiou machte sich wenig Gedanken darüber, was er tun sollte,<br />

wenn er plötzlich vor der Bettstatt einer kreischenden Notarsgattin<br />

stünde. Er drückte die Tür weiter auf, und die Lampe vor sich herhaltend<br />

wie ein Kruzifix im Angesicht <strong>des</strong> Teufels trat er ein.<br />

Ein Kruzifix wäre eine erfolgsversprechende Alternative gewesen.<br />

Mit einem gellenden Schrei fuhr Fabiougegen die Wand zurück<br />

und starrte auf die Gestalt, die vor ihm stand, ganz in schillern<strong>des</strong><br />

Schwarz gekleidet, und auf ihr Gesicht, das kein Gesicht war, sondern<br />

eine leblose, grinsende weiße Maske, die unter einer schwarzen<br />

Kapuze hervorlugte, mit rot gemalten Bäcklein und mandelförmigen<br />

Schlitzen als Augen, aus deren Tiefe ein glänzender Blick<br />

hervorschimmerte. Aus dem rechten Auge kullerte eine Träne und<br />

zog einen blutroten Streifen über die weiße Wange. Einen kurzen<br />

Augenblick nur stand die Gestalt so und fixierte Fabiou mit ihren<br />

Mandelschlitzen, dann rauschte das schwarze Gewand und sie war<br />

an ihm vorbei zur Tür hinaus.<br />

Ganz ruhig. Wenn er dich hätte töten wollen, hätte er es getan.<br />

Ganz ruhig, Fabiou, ganz r…<br />

Der Schein der Lampe fiel auf das Bett, das in der Mitte <strong>des</strong><br />

Raumes stand. Auf den weißen Laken machte sich das viele Blut<br />

besonders rot aus. Fabiou trat näher, starrte in das Gesicht <strong>des</strong> alten<br />

Mannes, <strong>des</strong>sen Kopf zurückgebeugt auf dem Kopfkissen ruhte und<br />

den tiefen Schnitt in seiner Kehle somitgeradezu obszön zur Schau<br />

stellte. Aus der Wunde sickerte bereits kein Blut mehr. Tote bluten<br />

nicht. Fabiou hob den Kopf. Über die Tapete mit dem wenig kunstvollen<br />

Säulenmuster zog sich ein schmieriger, roter Schriftzug.<br />

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