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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Frederi Jùli, der sich noch gut an das erinnerte, was Hannes auf<br />

der Plaço dis Erbo über den großen Malou gesagt hatte, schielte unsicher<br />

auf <strong>des</strong>sen Beine. <strong>Die</strong> weiten Hosen, die der Anführer trug,<br />

verrieten nicht allzu viel, doch unübersehbar stand an der Lehne<br />

<strong>des</strong> Sessels ein Paar einfache Holzkrücken. Hannes hatte offensichtlich<br />

nichtübertrieben.<br />

Über das Gesicht <strong>des</strong> Anführers war in<strong>des</strong> ein belustigtes Lächeln<br />

geglitten. «Ich wusste gar nicht, dass du Beziehungen zu so<br />

erlauchten Kreisen pflegst», sagte er, und zu Fabiou und den anderen<br />

meinte er: «Nun dann – willkommen, edle Herrschaften.»<br />

«Ich brauche ein Tarot», sprach Hannes in die Runde. «Wer hat<br />

einTarot?»<br />

Keine drei Sekunden später hielt Hannes einen Packen Spielkarten<br />

in der Hand und dirigierte die Besucher wieder durch die<br />

Zelte bis zu einem einsamen Feuerchen am Rande der Ansammlung.<br />

«Hier», erklärte er, «setzt Euch ans Feuer. Es geht nicht ohne<br />

Feuer, das Feuer ist das Tor in die andere Welt!» Seine Augen funkelten.<br />

Catarino betrachtete ihn äußerst aufmerksam, wie Fabiou<br />

bemerkte.<br />

«Setzen? Auf den Boden?», fragte Cristino entsetzt.<br />

Hannes verschwand in einem Zelt und kam mit ein paar Sitzkissen<br />

zurück. «Einen Diwan oder einen samtenen Sessel kann ich<br />

leider nicht anbieten», meinte er spöttisch. «Aber dafür sind diese<br />

Kissen hundertprozentig flohfrei.» Er legte die Kissen in einem kleinen<br />

Kreis neben das Feuer, und alle setzten sich, auch Loís, Cristino<br />

mit etwas unbehaglichem Blick auf ihr schönes Kleid, Catarino mit<br />

einem deutlichen Nasenrümpfen, aber leuchtenden Augen. Fabiou<br />

verzog das Gesicht, als er sich niedersetzte und seine Hosen dabei<br />

bis über die Waden emporrutschten. Jesus, er war schon wieder gewachsen.<br />

Er hasste Besuche beim Schneider.<br />

Da sonst niemand etwas sagte, fühlte sich Cristino genötigt, etwas<br />

zum Grund ihres Besuches anzubringen. «Es geht um dieses<br />

Mädchen», begann sie. «Agnes Degrelho hieß sie, und –»<br />

«Schhhh!», fiel derjunge Gaukler ihr ins Wort. «Nicht weiterreden.<br />

<strong>Die</strong> Karten wissen bereits. <strong>Die</strong> Karten wissen alles!» Er beugte<br />

sich nach vorne, hantierte mit flinken Fingern an den Karten herum.<br />

Frederi Jùli starrte ihn mit offenem Mund an. «Abrakadabra,<br />

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