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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Das Klirren von Stahl gegen Stahl hallte durch die ordentliche Anordnung<br />

der Bäume, und Fabiou, der neben Sébastien de Trévigny<br />

im Schatten einer großen Zeder saß, weit genug unter den herabhängenden<br />

Ästen, um Jean de Mergoults Blick entzogen zu sein,<br />

fühlte sich grauenvoll.<br />

Es war nicht nur dieses öde, entsetzlich langweilige Fest, die<br />

aufgetakelten, kichernden Gören, das prahlerische Balzgehabe der<br />

Jungs, die höfliche Konversation der edlen Damen und Herren und<br />

die Tatsache, dass er immer noch keinen einzigen Vers seiner Ballade<br />

zu Papier gebracht hatte. Das war es auch, natürlich. Das und der<br />

Ärger über die Anwesenheit der Mergoults und die Unmöglichkeit,<br />

Mèstre Grandjean aufzutreiben, der sich zu einer anderen Zeit und<br />

an einem anderen Ort Ingelfinger genannt hatte.<br />

Aber sein Unbehagen saß tiefer. Viel tiefer.<br />

Was störte ihn eigentlich so an den Eröffnungen von Buous<br />

und Bonieus? Er war mit den Ruinen von La Costo aufgewachsen,<br />

und dass sie nicht von einem Waldbrand herrührten, sondern die<br />

Folge kriegerischer Auseinandersetzungen waren, hatte er immer<br />

gewusst. Genauso, wie ihm stets klar gewesen war, dass bei den<br />

Kampfhandlungen, die La Costo zerstört hatten, nicht nur Gebäude<br />

in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Also warum hatte er<br />

plötzlich das Gefühl, dass sich in seinem Innern etwas schmerzhaft<br />

zusammenzog, sobald sein Denken auf den Namen La Costo<br />

stieß?<br />

Es waren schließlich Ketzer. An sich haben sie es nicht anders<br />

verdient. Hat sie ja keiner gezwungen, diesen blöden Irrglauben<br />

anzunehmen.<br />

Was störte ihn? <strong>Die</strong> Worte <strong>des</strong> Buous – harmlose Frauen und<br />

<strong>Kinder</strong>? Selbst ein Ketzer hat doch einen Anspruch auf einen Prozess?<br />

<strong>Die</strong> Worte Sébastiens – Hunderte niedergemetzelt wegen <strong>des</strong><br />

bloßen Verdachts der Ketzerei? Störte ihn die Erkenntnis, dass zu<br />

den Opfern neben den bösen Ketzern, denen es schließlich recht geschah,<br />

auch gute Katholiken gehörten? Störte ihn diese grauselige<br />

Geschichte über den jungen Labarre? Störte es ihn, dass es nicht<br />

die Ketzer waren, die den Frieden gebrochen und so den Kampf<br />

herausgefordert hatten, sondern dass die Urheber die Katholiken<br />

waren, von denen die offensichtlich friedfertigen Waldenser ohne<br />

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