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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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die Flügel eines Greifvogels, doch der Körper eines Menschen, ein<br />

Drudenfuß auf seiner Stirn und ein schlagen<strong>des</strong> Herz in seinem<br />

Schoß. Unten ein Mann und eine Frau, unbekleidet wie Adam und<br />

Eva, an einem Kreuzweg stehend, sich die Hand reichend über einer<br />

sprudelnden Quelle. <strong>Die</strong> Alte lachte. «Das passt. Der Teufel.<br />

Jaja. Das ist es, was Euch bewusst ist. Der Teufel»<br />

«D…der T…teufel?»<br />

«Er steht für das Böse, für Intrigen, böse Machenschaften, Blendwerk,<br />

schwarze Künste. Oh ja, das denkt Ihr, nicht wahr, dass Ihr<br />

von einem bösen Fluch befallen seid, besessen von einem bösen<br />

Geist, der Euch Schlimmes will. Das ist es, was Eure Gedanken<br />

beschäftigt. Doch wenn man den Grünspan von der Oberfläche<br />

kratzt, wenn man in die Tiefe sieht, in die Abgründe Eurer Seele,<br />

dann ist es etwas anderes, was Euch in Angst und Schrecken versetzt.<br />

<strong>Die</strong> Liebenden, hihi, die Liebenden!»<br />

Oh, Jesus, das Weib weiß offensichtlich Bescheid über Alexandre<br />

de Mergoult und den verunglückten Kuss im Wald. Das kommt<br />

davon, wenn man sich mit Hexen einlässt!<br />

<strong>Die</strong> Alte kicherte. «Jetzt denkt Ihr an einen jungen Mann, nicht<br />

wahr? Ihr denkt, oh weh, die Alte redet von meinem Schatz. Aber<br />

nein, Kindchen, hat nichts mit dem hübschenjungen Mann zu tun.<br />

<strong>Die</strong> Liebenden, das bedeutet, sich treffen und sich trennen, zueinander<br />

finden und einander verlieren. Habt Ihr jemanden verloren,<br />

den Ihr nun sucht, ist es das, was Euch in der Tiefe Eurer Seele<br />

bedrückt?»<br />

Verloren…<br />

Ja, genau so fühlte sie sich. Wie jemand, der alles verloren hat,<br />

waser liebt.<br />

«Agnes», sagte sie. «Es ist Agnes, die ihre Familie verloren hat.<br />

Deswegen fühle ich mich so. Es sind ihre Gefühle, nicht meine. Ich<br />

habe noch nie jemanden verloren. Bis auf… meinen Vater. Aber ich<br />

erinnere mich nicht mehr an ihn. Ich war erst drei, als er gestorben<br />

ist.»<br />

«Agnes», murmelte die Alte. «Immer wieder Agnes. Denkt nach,<br />

ob es wirklich nur ihre Gefühle sind, mein Kind, oder doch die Euren.<br />

Denkt nach.» Sie hatte die Augen halb geschlossen. «<strong>Die</strong> Fünf<br />

und die Sechs jetzt. Vergangenheit und Zukunft. <strong>Die</strong> Vergangen-<br />

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