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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Stil thronte auf der Anhöhe gegenüber, und im Hintergrund lag<br />

der Luberoun wie der Rücken eines schlafenden Tieres.<br />

Sie fanden eine Herberge in der Stadtmitte, wo sie einkehrten. Es<br />

war ein einfaches, aber relativ sauberes Haus, und der Wirt hieß sie<br />

mit tausend Bücklingen willkommen und hetzte sofort seine Burschen<br />

los, dass sie die Pferde und den armen Kutscher versorgten.<br />

«Ihr werdet Euch wohlfühlen, edle Herrschaften», versprach er,<br />

«selbst König François ist hier einmal abgestiegen, und er war sehr<br />

zufrieden.»<br />

«Jaja, er ist viel gereist, der König François», spottete der Comte<br />

de Trévigny. «Könnte mir aber vorstellen, dass er die Gastfreundschaft<br />

der Schlossherren diesem gastlichen Hause vorgezogen hat,<br />

aber na ja, man kann sich irren.»<br />

Der Wirt scheuchte seine Mägde in die Küche und schickte einen<br />

Jungen los, der binnen kürzester Zeitdiehalbe Verwandtschaft<br />

zusammentrommelte, und mit vereinten Kräften brachten sie innerhalb<br />

von zwei Stunden ein recht stattliches Mahl aufden Tisch.<br />

<strong>Die</strong> Dame Castelblanc entschuldigte sich, sie sei unpässlich, und<br />

ließ sich gleich ihr Zimmer zeigen, aber Frederi Jùli hatte seinen<br />

Appetit offensichtlich wiedergefunden und schaufelte mit beiden<br />

Händen Fleischpasteten und Apfelkuchen in sich hinein. <strong>Die</strong> Anspannung<br />

der letzten Stunden entlud sich in albernem Gelächter,<br />

Wein wurde gereicht, und Zitronenwasser, und Saft aus gepressten<br />

Orangen, und die Stimmung war so gut,dass sogar die Barouno de<br />

Buous ihre gute Laune wiederfand. <strong>Die</strong> Mädchen hatten gerötete<br />

Gesichter und glänzende Augen und berichteten ein ums andere<br />

Mal von ihrem Abenteuer und der wundersamen Rettung durch<br />

den heldenhaften Senher de Couvencour, zum besonderen Ärger<br />

<strong>des</strong> Comte de Trévigny, <strong>des</strong>sen Geschichten von Paris und Ronsard<br />

nur noch aufbegrenztes Interesse stießen. Was ihn fast ebenso ärgerte,<br />

war die Tatsache, dass die Unterhaltungen zu einem großen<br />

Teil auf provenzalisch abliefen. Zwar gab sich die jüngere Generation<br />

zumin<strong>des</strong>t Mühe, mit Rücksicht auf ihn französisch zu sprechen,<br />

doch die älteren Buous scherten sich einen Dreck um seine<br />

Anwesenheit, und auch die Jungs und Mädels fielen im Eifer <strong>des</strong><br />

Gesprächs oft genug in ihre Muttersprache zurück.<br />

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