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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Nein!» Cristino blieb stehen, ungeachtet Victors Versuchen, sie<br />

weiterzuzerren. «Erst will ich wissen, was hier los ist!»<br />

«Fang jetzt nicht an zu spinnen!», flüsterte Victor verzweifelt.<br />

«Verflucht, Cristino, sie sind hier!»<br />

«Wer? Wer ist hier?»<br />

«Der Genevois und seine Bande, verdammt noch mal!»<br />

Sie schluckte. «Aber wie … wie haben die mich gefunden? Uns<br />

ist doch keiner gefolgt. Dein Vater hat aufgepasst, dass uns keiner<br />

gefolgt ist!», meinte sie trotzig.<br />

«Egal wie, aber sie sind hier! Ich habe sie gesehen, Cristino!»<br />

«Aber, aber…» Wirr fuhr sie sich mit der Hand durch die<br />

Haare.<br />

«Komm jetzt, schnell! Wir müssen hier ‘raus! Wenn wir es<br />

schaffen, dieses Haus lebend zu verlassen, dann haben wir vielleicht<br />

eine Chance!» Er zog sie weiter. Cristino stolperte hinter ihm<br />

her. Ihr Herz raste bis zum Hals. Was geschah hier, oh Gott, was<br />

hattedasalles zu bedeuten?<br />

«Still!» Victor war stehen geblieben, lauschte mit geweiteten<br />

Augen in die Dunkelheit.<br />

«Was ist?»<br />

Seine Lippen zitterten. «B-bleib hier, Cristino , rühr dich nicht<br />

von der Stelle. Ich schaue nach.» Er ließ ihre Hand los. «Victor!<br />

Nein! Lass mich nicht allein!», wimmerte sie, doch er huschte bereits<br />

den Gang hinunter.<br />

Sie war allein. Der Herzschlag pochte schmerzhaft gegen ihren<br />

Brustkorb. Eine Faust umklammerte ihre Luftröhre, drückte<br />

sie langsam, gnadenlos zusammen, bis ihr Atem zu einem hohlen<br />

Pfeifen schrumpfte. Ihre Hände waren schweißnass.<br />

Sie drehte sich um. Dunkel verschwand der Gang hinter ihr in<br />

der Ferne, ein riesiges Haus war das, riesig, dunkel und fremd. Zur<br />

Rechten hing ein Spiegel an der Wand, einer jener goldgefassten<br />

Schmuckstücke, die die Hôtels der Begüterten zierten. Ein gutes,<br />

fein gearbeitetes Stück, er verzerrte das Spiegelbild kaum. Sie trat<br />

näher, starrte hinein, hauptsächlich um sich von der Tatsache abzulenken,<br />

dass sie mutterseelenallein auf einem dunklen Gang in<br />

einem fremden Haus stand, in dem womöglich eine Bande von<br />

Mördern herumgeisterte, die es auf ihr Leben abgesehen hatten.<br />

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