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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Neben ihnen räusperte sich Alexandre de Mergoult. «Cristino,<br />

wollt Ihr mir Euren Bekannten nicht vorstellen?», fragte er in vertraulichem<br />

Ton und einem überraschend guten Französisch.<br />

«Oh, Entschuldigung – Baron de Mergoult, das ist der Comte de<br />

Trévigny, der uns auf unserer Reise hierher begleitet hat. Comte,<br />

das ist der Baron de Mergoult, ein Nachbar von uns und enger Vertrauter<br />

<strong>des</strong> Ersten Parlamentspräsidenten von Aix.»<br />

«Das Parlament scheint in dieser Stadt ja eine unglaubliche Rolle<br />

zu spielen», meinte Trévigny kopfschüttelnd. «Ist das auch so eine<br />

Tradition <strong>des</strong>Südens?»<br />

«Tradition ist übertrieben», meinte Mergoult mit einem undurchdringbaren<br />

Lächeln. «Das Parlament gibt es erst seit ungefähr<br />

fünfzig Jahren. Seit damals hat es die oberste richterliche und<br />

gesetzgebende Gewalt in der Stadt inne – und setzt die Steuern<br />

fest, weshalb es sehr beliebt ist. Der Conseil de Ville zum Beispiel<br />

ist wesentlich älter, er existiert seit mehreren hundert Jahren!»<br />

«Was für eine Aufgabe hat der Conseil eigentlich?», fragte Trévigny<br />

verständnislos.<br />

«Oh, dem Conseil und den vier Konsuln, die aus seiner Mitte<br />

gewählt werden, untersteht die gesamte Verwaltung und Finanzwirtschaft<br />

der Stadt. Letztlich ist es der Conseil, der in Aix das<br />

Sagen hat», erklärte Mergoult.<br />

«Ich dachte, das hat der königliche Intendant?», meinte<br />

Trévigny.<br />

«Selbstverständlich.» Wieder diesesstarre Lächeln. «<strong>Die</strong> oberste<br />

Gewalt liegt natürlich beim königlichen Gesandten.»<br />

«Was ist jetzt mit dem Salz?», erinnerte Cristino.<br />

«Einen Moment…» Trévigny verschwand in Richtung Buffet,<br />

um wenige Augenblicke später mit einem Salzfass aus spanischer<br />

Azulejo-Keramik zurückzukehren. Er löffelte Salz auf Cristinos<br />

Ärmel, den Mergoult fürsorglich aufspannte, dass es nicht herunterrieselte.<br />

«Vielen Dank, Monsieur le Baron», meinte Trévigny.<br />

Seine Stimme hatte einen leicht spöttischen Unterton. «Was ist<br />

eigentlich aus unserem wackeren Seigneur de Couvencour geworden,<br />

Mademoiselle, Eurem furchtlosen Retter? Seid Ihr ihm noch<br />

einmal wiederbegegnet?»<br />

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