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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Fabiou würgte die Enttäuschung herunter. «Was heißt, es geht<br />

mich nichts an? Rings um mich herum werden dauernd Leute ermordet,<br />

und mich soll das nichts angehen?», fragte er ärgerlich.<br />

«Sag mal, warum überlässt du diese Angelegenheit nicht einfach<br />

denen, die dafür zuständig sind?», fragte Ingelfinger belustigt.<br />

«Dem Viguié, den Konsuln, dem Parlament? Den Erwachsenen?»<br />

«Weil die alle immer nur eine einfache, harmlose Erklärung für<br />

alles suchen!», zischte Fabiou wütend. «Aber ich, ich such e nach<br />

der Wahrheit!»<br />

«<strong>Die</strong> Wahrheit…», wiederholte Ingelfinger spöttisch. «<strong>Die</strong><br />

Wahrheit, mein Junge, ist ein hässliches, schwarzes Insekt, eine<br />

vielköpfige Medusa, deren Anblick den Menschen das Blut in den<br />

Adern gefrieren lässt. Und ich möchte nicht in deiner Haut stecken,<br />

wenndusie herausfin<strong>des</strong>t.»<br />

Fabiou fiel im ersten Moment nichts ein, was er darauf hätte entgegnen<br />

können, doch schließlich brachte er zumin<strong>des</strong>t h ervor: «Ich<br />

werde herauskriegen, wer hinter den Morden steckt, darauf könnt<br />

IhrGift nehmen.»<br />

Da seufzte Ingelfinger tief und betrübt und sagte: «Fabiou, Fabiou<br />

… du lässt dich da auf eine Sache ein, die nicht eine, sondern<br />

zehn Meilen zu groß für dich ist. An deiner Stelle wäre ich vorsichtig.<br />

Schließlich ist deine Familie schon von genug Unglücksfällen<br />

getroffen worden, habe ich recht?» Und mit diesen Worten ließ er<br />

Fabiou stehen und schritt dem Ausgang zu.<br />

Fabiou schnappte zunächst einmal nach Luft und stellte dann die<br />

Kunst der Rhetorik ins Regal zurück. Das hatte sich ja gelohnt! Er<br />

war so schlau wie vorher, um nicht zu sagen, allmählich völlig mit<br />

seiner Weisheit am Ende. Nicht einmal herausgefunden hatte er,<br />

was Ingelfinger eigentlich in der Bibliothek verloren hatte.<br />

Nun ja, letzterem konnte man vielleicht noch abhelfen.<br />

Es war ein Buch mit einem schwarzem Einband gewesen, mittelgroß,<br />

und er hatte es in das dritte Regalfach von unten gestellt.<br />

Fabiouging vor dem Regal in die Knie und ließ die Augen über die<br />

Buchrücken gleiten. Dumm. Je<strong>des</strong> zweite Buch in diesem Bereich<br />

hatteeinen schwarzen Einband.<br />

Er zog die POLITEIA <strong>des</strong> Platon hervor und Ciceros ORA-<br />

TIONES IN VERREM, ein Büchlein über die Gesetze der Dialektik<br />

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