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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ner Barounie, in die er bislang nur einmal vor fünf Jahren seinen<br />

Fußgesetzt hatte. Alles, woran er sich erinnerte, waren lange leere<br />

Korridore und ein Ahnensaal, in dem ihn eine ganze Armee von<br />

Rot- und Blondschöpfen von den Wänden herab anstarrte.<br />

Aber Frederi hatte andere Pläne, natürlich.<br />

Der Cavalié deCastelblanc überließ nie etwas dem Zufall. Es<br />

gab zwei Regeln für die Durchquerung der Coumbo: möglichst bei<br />

Tag und mit möglichst vielen Männern, und nachdem seine Privatarmee<br />

aus ihm selbst und fünf kampfunerprobten <strong>Die</strong>nern bestand,<br />

hatte er frühzeitig bei den Nachbarn vorgesprochen zwecks<br />

Bildung einer Reisegemeinschaft. <strong>Die</strong> von Bonieus hatten zunächst<br />

zu-, später aber wieder abgesagt, da sie doch erst im Mai nach Ais<br />

reisen wollten, die von Buous erst ab-, letztlich aber doch zugesagt,<br />

und so war vereinbart worden, sich in einer Schenke unterhalb von<br />

Bonieus, kurz vor dem Abstieg in die Schlucht zu treffen, um den<br />

entscheidenden Teil der Reise gemeinsam zu wagen. <strong>Die</strong> von Buous<br />

hatten eine ordentliche Gruppe von Waffenknechten, die ihren Zug<br />

sichern würden; in ihrer Gesellschaft war man wohl vor unangenehmen<br />

Überraschungen sicher.<br />

Als sich die Wagen den steilen Hügel hinuntergekämpft hatten<br />

und der alte Bardou die Kutsche mit einem erleichterten Gebenedeitseistdumariamuttergottes<br />

nach rechts auf die Straße nach<br />

Menerbo lenkte, erschienen die düsteren Gründe der Schlucht <strong>des</strong><br />

Aigo Bruno freilich so fern wie das himmlische Jerusalem. Ringsum<br />

die Ebene erblühte in der verschwenderischen Fülle <strong>des</strong> Frühlings,<br />

eine Welt aus strahlendem, leuchtendem Grün. <strong>Die</strong> Wiesen<br />

zu beiden Seiten der Straße, das frischgesprossene Korn, die Blattknospen,<br />

die sich an den Bäumen entfalteten, alles war gewoben aus<br />

reinem grünem Licht, Smaragde waren in die Kronen der Bäume<br />

gepflanzt, die Erde bedeckt mit einem Mantel aus grünem Samt.<br />

Als rote Farbtupfer war der Klatschmohn in dieses Meer aus Grün<br />

gepinselt, in dem die Butterblumen wie gelbe Inseln schwammen,<br />

und die Sträucher am Wegrand erblühten in weiß und rosé und<br />

lilac, und über allem lag eine Halbkugelgeschliffen aus einem einzigen,<br />

gigantischen Saphir, der strahlend blaue Himmel.<br />

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