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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ge Couvencour?», rief sie. «Der Sohn <strong>des</strong> Senhers? Ihr seidgewachsen,<br />

junger Mann. Als ich Euch das letzte Mal sah, wart Ihr noch<br />

ein halbes Kind.»<br />

Catarino und Cristino tauschten erstaunte Blicke aus. Nie<br />

hätten sie vermutet, dass ihre Mutter und Couvencour einander<br />

kannten. Der junge Mann verzichtete in<strong>des</strong> auf das übliche<br />

Höflichkeitsgeplänkel bei einem Wiedersehen mit einer entfernten<br />

Bekannten, verfrachtete die Dame Castelblanc hinter der Barouno<br />

in den Sattel, schwang sich auf sein Pferd und reichte Cristino die<br />

Hand. «Ihr reitet mit mir», sagte er. «Vor mir.» Und er zog sie vor<br />

sich in den Sattel.<br />

«Wieso vor Euch?», fragte Cristino erstaunt.<br />

«Weil ich die Nachhut bilde. Ihr reitet voran», sagte er zu Claudia,<br />

die widerspruchslos gehorchte und ihr Pferd auf den schmalen<br />

Pfad lenkte, den sie gekommen waren.<br />

Cristino grübelte eine Weile über seine rätselhafte Bemerkung<br />

nach, kam schließlich zu dem Schluss, dass er sie vor etwaigen Bogen-<br />

oder Büchsenschüssen aus dem Hinterhalt beschützen wollte,<br />

und fand das so ritterlich, dass sie gleich wieder rot wurde.<br />

Sie ritten los. Claudia gehörte offensichtlich zu der Sorte Mädchen,<br />

vor derem schlechten Einfluss die Dame Castelblanc ihre<br />

Töchter schützen wollte; kaum hatte sie sich auf das Pferd geschwungen,<br />

saß sie im Sattel wie ein Lausbub, strahlte über das<br />

ganze Gesicht und fand den Weg zurück durch das Unterholz mit<br />

einer Leichtigkeit, dass die Dame Castelblanc, die ihre fünf Sinne<br />

wieder beisammen hatte, nur missbilligend die Nase rümpfen<br />

konnte. <strong>Die</strong> anderen folgten ihr.<br />

Cristinosaß im Sattel vor Arnac de Couvencour und wähntesich<br />

in einem Traum.<br />

Seitdem die Bäume zu beiden Seiten der Kutsche gefallen waren,<br />

hatteCristinos Realitätssinn einen schweren Schaden erhalten. <strong>Die</strong><br />

Entführung quer durch das Unterholz, die wundersame Rettung<br />

durch diesen jungen Cavalié, der es ganz allein mit zwei Dutzend<br />

bewaffneter Raubgesellen aufnahm, all das war so weit von ihrer<br />

Normalität entfernt, von dem wohlbehüteten Leben der Cristino<br />

Kermanach de Bèufort, dass es einfach nicht wahr zu sein schien,<br />

nicht wahr sein konnte, ein Traum, nein, eine Geschichte, die ihr<br />

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