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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Sie ritten in einen kühlen, klaren Morgen hinein. Es kostete sie<br />

nur eine gute Stunde, über einen schmalen Pass die Südseite der<br />

Aupiho und den halsbrecherisch steilen Pfad zu erreichen, der zu<br />

der kleinen alten Burg auf halber Höhe der Bergkette führte.<br />

Ein <strong>Die</strong>ner öffnete, als sie Couvencour erreichten. «Senher!»,<br />

schrie er. «Was ist passiert, Senher? Senher, es ist Besuch da!»<br />

«Ich weiß schon, ich weiß!» Couvencour ließ sich v om Pferd<br />

gleiten und trug Louise auf das Wohngebäude zu.<br />

Fabiou nahm nicht allzu viel wahr von dem Gebäude, <strong>des</strong>sen<br />

enge Steinstiegen er hinter Couvencour, Sébastien und Frederi<br />

emporkletterte. Er fühlte sich seltsam aufgeräumt, distanziert. So<br />

als sei er nur ein unbeteiligter Beobachter eines eigentümlichen<br />

Spieles, der einzige denkende Mensch in einem Tanz von Narren.<br />

Still sah er zu, wie Rouland de Couvencour Louise Degrelho auf<br />

einen Diwan im kärglichen Salon im ersten Stock <strong>des</strong> Wohnturms<br />

bettete, still sah er zu, wie Cristino erneut daran ging, ihre Wunde<br />

zu versorgen. «<strong>Die</strong> Chance, dass sie das überlebt, ist minimal», sagte<br />

Bruder Antonius kopfschüttelnd. «<strong>Die</strong> Lungenverletzten, die nicht<br />

sofort sterben, fallen in der Regel dem Wundfieber zum Opfer.»<br />

«Wir werden sehen», erklärte Cristino selbstbewusst.<br />

Ein <strong>Die</strong>ner trat in den Raum und verkündete, dass ein Besucher<br />

am Tor sei. Couvencour riss sich von Louises Lager los und lief<br />

die Treppe hinunter, und Fabiou folgte ihm in einem Anflug erschöpfter<br />

Neugierde.<br />

Im Hof drängte sich noch immer das Mergoult’sche Rettungskommando<br />

und die übrigen Überlebenden jener seltsamen Nacht<br />

und starrten auf zwei Reiter, die vor dem Tor hielten, das der <strong>Die</strong>ner<br />

geöffnet hatte. Es waren Mèstre Crestin, der Viguié von Ais, und<br />

Laballefraou, sein oberster Arquié. «Was wollt Ihr hier?», herrschte<br />

Couvencour sie an. «Wollt Ihr mich verhaften?Oder meinen Sohn?<br />

Er ist nicht hier, mein Sohn, also lasst uns in Ruhe!»<br />

Crestin sah seufzend auf den Hals seines Pfer<strong>des</strong>. «Ich bin nicht<br />

hier, um jemanden zu verhaften», sagte er. «Im Grunde bin ich<br />

überhaupt nicht in meinem Amt als Viguié hier. Im Grunde möchte<br />

ich zu Baroun de Bèufort.»<br />

Couvencour runzelte die Stirn. «Was wollt Ihr von ihm?», fragte<br />

er, als Fabiou beharrlich schwieg.<br />

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