04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das verdammte Kopfweh! <strong>Die</strong> Augen tränen schon, wenn man<br />

sie zu öffnen versucht, fern, hohl klingt die Stimme <strong>des</strong> Bischofs<br />

vor dem Altar, fern die Menge der Gläubigen, fern Catarino und die<br />

Mutter und all die anderen, der monströse Sternschatten flackert<br />

durch das Baptisterium, schwarz sein Zentrum, die Schwärze, aus<br />

der die mit dunkler Magie beschworenen Geister emporsteigen.<br />

Cristino will den Blick abwenden, will nach dem Medaillon um ihren<br />

Hals tasten, doch ihre Hände versagen ihr den <strong>Die</strong>nst, ihre Augen<br />

sind festgesaugt an jenem einen Punkt, ihre Lider sind schwer<br />

wie Blei, die Wimpern kleben wie Honig.<br />

Dann ist alles andere fort. Sie steht und starrt auf das Baptisterium<br />

und den dunklen Punkt in seiner Mitte. Und dann erscheint sie,<br />

tritt hervor aus der Nacht, geboren aus dem Zentrum <strong>des</strong> schrecklichen<br />

Sternschattens, in ihren Augen die Schwärze, aus der sie<br />

emporsteigt. Das Mädchen mit den schwarzen Haaren.<br />

Sie ist zurück in jener Kutsche, deren Dach höher ist als der<br />

Himmel und der Boden tiefer als das Weltmeer. Fern die Schatten<br />

der fremden Gestalten, die ihr doch so unbegreiflich bekannt<br />

erscheinen, hoch über ihr das Fenster, hinter dem es zuckt und<br />

leuchtet wie der Widerschein eines flackernden Feuers. Sie weiß,<br />

dass sie es sehen muss, das Verborgene, die flackernde, flammende<br />

Welt hinter dem Fenster, ihre Hand findet Halt am Fensterrahmen,<br />

sie zieht sich hoch, stellt ihre Beine auf den Sitz, stellt sich auf die<br />

Zehenspitzen…<br />

… und ein Gesicht klatscht gegen den Fensterrahmen, ein verzerrtes,<br />

zerdrücktes, blutüberströmtes Gesicht, weit aufgerissen die<br />

Augen, weit aufgerissen der Mund, aus dem ein Laut dringt wie<br />

das Ächzen eines verendenden Rin<strong>des</strong>, und doch ist es das Gesicht<br />

einer Frau, lange seidige Haare, aus denen Schweiß und Blut tropft,<br />

und Cristino schreit, dass ihre Kehle schmerzt…<br />

Und die Tür ist offen.<br />

Sie klettert die Stufen hinab, Stufen, gebaut für einen Riesen,<br />

und dann steht sie auf dem Weg, der in der Sonne glänzt, während<br />

düster die Rauchschwaden über ihn hinwegtreiben. Ein Leichenzug<br />

kommt über jenen Weg auf sie zu, ein Leichenzug, angeführt<br />

von dem Mädchen mit den schwarzen Haaren, flankiert von zwei<br />

weiteren Gestalten, die nur undeutlich zu erkennen sind, ein Lei-<br />

368

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!