04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

der Mauer lehnte und seinen Arm umklammerte, den Mergoults<br />

Reitpeitsche getroffen hatte. Von seinem Handgelenk bis zum Ellenbogen<br />

zog sich ein klaffender Schnitt, aus dem Blut rieselte und<br />

auf die Pflastersteine tropfte.<br />

«Cristino, wo bleibt Ihr?», rief Alexandre de Mergoult. Sie trieb<br />

ihr Pferdan und ritt den anderen hinterher.<br />

***<br />

Fabiou der Poet saß im Gras, mit dem Rücken gegen einen Baum<br />

gelehnt, und haderte mit seinem Schicksal. Das Problem war nicht<br />

nur, dass Ronsard in seiner Situation bis zum Einbruch der Dunkelheit<br />

sicher je eine Sonette für die Gastgeberin, die Königin von<br />

Navarra und einen Großteil der anwesenden Damen fertiggestellt<br />

hätte, während er jetzt schon eine gute Stunde an seinem Kohlestift<br />

herumkaute, ohne dass ein messbares Ergebnis dabei herausgekommen<br />

wäre.<br />

Das Problem war vor allem, dass er heute zum ersten Mal die<br />

Gelegenheit gehabt hatte, einen Dichterkollegen kennenzulernen,<br />

und derart kläglich gescheitert war.<br />

Während die Großmutter sich grummelnd auf die Suche nach<br />

Cristino und Catarino gemacht hatte, war er weiter über das Festgelände<br />

geschlendert. Und dort, in der Nähe <strong>des</strong> Teiches, wo die<br />

Herren und Damen auf Bänken sitzend an ihren Weingläsern<br />

nippten, hatte er dann das Gerücht vernommen: Baïf ist da.<br />

Das war eine Neuigkeitgewesen! Ein so bekannter Poet, hier, auf<br />

dieser Feierlichkeit! Fabiou machte sich augenblicklich auf die Suche,<br />

drängte sich durch die Festgesellschaft und verglich verstohlen<br />

die Gesichter der umstehenden Herren mit den diversen Portraitzeichnungen,<br />

die er bereits von Baïf gesehen hatte, meistens auf<br />

den Aushängen, mit denen die Buchhändler die Neuerscheinung<br />

<strong>des</strong> Werks eines Dichters anzukündigen pflegten. Natürlich wusste<br />

er, dass diese Zeichnungen meist nur eine ungefähre Ähnlichkeit<br />

hatten mit demjenigen, der dafür Modellgestanden hatte, und<br />

von Ronsard bis Du Bellaygleichermaßen einenjungen Herrn mit<br />

heller Lockenmähne und elegantem Schnurrbart zeigten, der im<br />

260

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!