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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Der La Costo lachte spöttisch auf. «Als ich gehört habe, was in<br />

den anderen Orten – Lauri und Cabriero und so weiter – vorgefallen<br />

ist, bin ich stehenden Fußes Maynier entgegengeritten und habe<br />

ihn gefragt, was er bezüglich La Costo für Pläne habe – Himmel,<br />

ja, es gab Waldenser in La Costo, das wusste jeder, auch ich, aber<br />

Gott, das waren friedliche Leute, ich hatte nie Probleme mit ihnen<br />

gehabt. Und Maynier antwortete mir, er wäre selbstverständlich<br />

bereit, auf eine gewaltsame Einnahme von La Costo zu verzichten,<br />

wenn der Ort sich freiwillig ergeben und den Richtern bei der Entlarvung<br />

und Verhaftung aller Ketzer freie Hand gewährt würde.<br />

Nun, es wäre wahrscheinlich eines Lehensherrn würdiger gewesen,<br />

dieses Ansinnen entschieden abzulehnen, aber Gott, ich war<br />

damals zwanzig und mein Vater seit gerade mal drei Monaten tot,<br />

und ich habe gedacht, besser ich opfere die Waldenser, als dass der<br />

ganze Ort dran glauben muss, und habe gesagt, gut, er soll seine<br />

Leute schicken, die Tore würden offen stehen. Da sagte Maynier,<br />

ich habe ihn falsch verstanden, es ginge nicht darum, irgendwelche<br />

Tore zu öffnen, sondern sich zu ergeben. Ich fragte ihn, was er damit<br />

meine, und er antwortete, da die Bürger von La Costo die Anwesenheit<br />

von Ketzern geduldet hätten, würde er eine Schonung<br />

der katholischen Bevölkerung nur in Betracht ziehen, wenn wir in<br />

alle vier Mauern eine vier Schritt breite Bresche reißen würden.<br />

Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht!»<br />

«Ja und? Habt Ihr es getan?», fragte Trévigny neugierig.<br />

«Hättet Ihr das getan? <strong>Die</strong> eigene Stadtmauer einreißen? Meine<br />

Familie hätte mir den Kopf abgerissen und die Stadtväter vermutlich<br />

ebenfalls! Ich habegedacht, so schlimm wird’s schon nicht<br />

werden, habe die Tore öffnen lassen, als Mayniers Bande angerückt<br />

ist, habe ihnen Wein und Essen ‘rausgeschickt, um sie guter Laune<br />

zu machen. Oh, Scheiße! Das waren totale Irre, eine Bande wildgewordener<br />

Landsknechte unter Führung eines Halsabschneiders, der<br />

zuallererst die zwei Winzer aufgeschlitzt hat, die ich zum Bewirten<br />

mitgeschickt habe. Und danach haben sie den Ort geplündert und<br />

niedergemacht und vergewaltigt, was ihnen zwischen die Finger<br />

kam. <strong>Die</strong> haben meine Familie bedroht, könnt Ihr Euch das vorstellen,<br />

meine Mutter, meine Schwestern! Wir konnten von Glück<br />

sagen, dass de la Font vorbeigekommen ist und sie zurückgepfiffen<br />

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