04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

«Es ist nicht wahr!» In Catarinos Augen lag eine Panik grell wie<br />

die Sonne. «Sagt, dass das nicht wahr ist, Mutter! Tante Eusebia<br />

lügt! Sagt es!»<br />

«Ich habe ihn geliebt, Catarino», schrie ihre Mutter. «Aber was<br />

hätte ich tun sollen? Ich hattedoch euch! Ich musste doch leben!»<br />

«Ihr habt Vater im Stich gelassen», flüsterte Catarino.<br />

«Du verstehst das nicht!» Schrill die Stimme Madalenos. «Wie<br />

kannst du das verstehen? Ich war zweiundzwanzig Jahre alt. Ich<br />

war kaum älter als du! Sie haben mich vor die Wahl gestellt, abzuschwören<br />

oder zu sterben! Und Pierre… Pierre… sie haben…<br />

oh mein Gott… Ich hatte Angst, Catarino, verstehst du? Ich wollte<br />

leben, oh Gott, Catarino, ich wollte leben!»<br />

Catarino wich zurück. Einen Schritt. Einen zweiten. Sie stieß<br />

gegen die Anrichte. «Ihr habt Vater im Stich gelassen!», krächzte<br />

sie. «Und dann habt Ihr Frederi geheiratet, kaum dass er unter der<br />

Erde war! Ihr habt ihn nie geliebt, nie!»<br />

«Catarino, hör mir zu…», begann die Großmutter, mühsam<br />

beherrscht.<br />

«Ich höre nicht zu!», kreischte Catarino. «Keinem von Euch! Ihr<br />

habt meinen Vater im Stich gelassen! Ihr seid schuld an seinem<br />

Tod! Mörder seid Ihr, alle!» Sie wirbelte herum und rannte.<br />

«Catarino!», brüllte Onkel Philomenus. «Catarino, komm zurück!»<br />

Unten schlug die Tür.<br />

***<br />

Bruder Antonius fand Fabiou auf dem Friedhof, wo er auf einem<br />

Steingegenüber dem Familiengrab der Aubans saß und stumm auf<br />

die Gräber starrte. Sein Gesicht war weiß wie der Tod. <strong>Die</strong> Sonne<br />

hatte sich gesenkt, die Grabsteine zogen gigantische schwarze<br />

Schatten auf dem Kiesweg.<br />

«Fabiou, was ist?», fragte Antonius.<br />

Vor ihm erstrahlten die Grabsteine im Abendschein. Cristou<br />

Kermanach de Bèufort, 1521 - 1545, ein Kreuz und ein Kelch, das<br />

Kreuz Christi und der Kelch der Bruderschaft. Und Pierre Martin<br />

Avingou, geboren am 5 . Juni 1516 zu Aix, gestorben am 5 . Mai<br />

886

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!