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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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sie würden auf ein Fest gehen und Victor und die meisten <strong>Die</strong>ner<br />

mitnehmen, begriff ich, dass sie etwas planten. Als das <strong>Kinder</strong>mädchen<br />

uns ins Bett gebracht hatte, stand ich heimlich wieder<br />

auf, schlich in Onkel Archimè<strong>des</strong> Zimmer und holte seinen Dolch<br />

aus der Schublade. Als ich zurück in unser Schlafzimmer kam, waren<br />

Alice und Agnes verschwunden. Alice fand ich erwürgt auf<br />

dem Gang. Ich lief weiter, in der Hoffnung, Agnes noch lebend zu<br />

finden. <strong>Die</strong>ses eine Mal hatte ich Glück. Für eine professionelle<br />

Mörderin war sie dumm, sie hat nicht im Geringsten mit Gegenwehr<br />

gerechnet.»<br />

Cristino denkt an die seltsam gleichförmige, ruhige Bewegung,<br />

mit der Louise dem <strong>Kinder</strong>mädchen den Dolch in die Brust stößt,<br />

und an den Ausdruck in ihren Augen, jenen Funken der Überraschung,<br />

dass es in der Tat so leicht ist, einen Menschen zu töten.<br />

Sieben Tage im Luberoun hatten ihr gezeigt, wie leicht.<br />

«Danach sind wir geflohen. Meine einzige Idee war, uns in die<br />

Keyrié durchzuschlagen und die <strong>Die</strong>ner in unserem Haus dort um<br />

Hilfe zu bitten. Sie waren meinem Vater treu ergeben gewesen, sie<br />

würden uns nicht im Stich lassen, da war ich sicher. Wir sind fünf<br />

Tage lang gelaufen, immer nachts, falls Onkel Archimède nach<br />

uns suchte. Es hat die meiste Zeit geregnet. Tagsüber verkrochen<br />

wir uns in den Bouries der Hirten oder in leerstehenden Schuppen.<br />

Schließlich erreichten wir die Keyrié. Das Haus stand leer.<br />

Onkel Archimède hatte alle <strong>Die</strong>ner entlassen. Ich dachte, dass es<br />

zu gefährlich war zu bleiben, dass dies der Ort war, an dem Onkel<br />

Archimède als Erstes nach uns suchen würde. Also gingen wir<br />

wieder. Wir zogen uns wärmere Kleider an, nahmen alles Geld und<br />

alle Schmuckstücke mit, die wir finden konnten, packten ein paar<br />

Vorräte ein und machten uns auf den Weg.»<br />

Cristino sieht Louise auf der Treppe vor dem Haus in der Keyrié, wie<br />

sie ein Fass mit Öl umleert,gleichgültig zusieht, wie die schwarzen<br />

Schlieren die Stufen hinabtropfen, hinter ihr die hohe Eingangshalle<br />

mit den Holzverkleidungen und den seidenen Wandbehängen,<br />

den Vorhängen und Teppichen, all jenen Dingen, die brennen<br />

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