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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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stellt worden mit der Möglichkeit, sich einen Anwalt zu seiner Verteidigung<br />

zu nehmen und eine Aussage zu machen oder Zeugen<br />

anzuführen, die ihn gegebenenfalls entlasteten.»<br />

Was erschreckte ihn so an diesen Zeilen? <strong>Die</strong> Ungerechtigkeit<br />

und Gnadenlosigkeit, mit denen das Parlament gegen diese wehrlosen<br />

Menschen vorging? Oder die beängstigende Tatsache, wie<br />

sehr Onkel Pierres Argumentationsweise seiner eigenen glich? Du<br />

bist ihm so unglaublich ähnlich, hatte Beatrix gesagt.<br />

«Zum Glück für die von Mérindol verweigerte der König dem<br />

Parlament jedoch zunächst die Unterstützung für dieses Vorhaben<br />

und sprach einen Gnadenerlass aus gegen alle, die sich wieder dem<br />

katholischen Glauben zuwandten. Auch in den Reihen <strong>des</strong> Parlaments<br />

selbst sank die Unterstützung für jenen überstürzt erlassenen<br />

Arrêt zusehends. Doch die, die von Anfang an den Erlass<br />

<strong>des</strong> Arrêts betrieben hatten, allen voran der Baron d’Oppède, Jean<br />

Maynier, Conseiller im Parlament, arbeiteten weiter unablässig<br />

auf seine Durchsetzung hin. Keine Parlamentssitzung verging,<br />

in der Oppède und seine Getreuen nicht eine neue Untat angeblicher<br />

Waldensischer Rebellen zu berichten hatten, sie organisieren<br />

sich zu Banden, bedrohen harmlose Christen, bewaffnen sich, ja,<br />

stellen ganze Armeen auf, so lauteten die ebenso haarstäubenden<br />

wie unglaubhaften Behauptungen, die wieder und wieder vorgebracht<br />

wurden und zu deren Untermauerung Zeugen herangezogen<br />

wurden, denen kein vernünftiges Gericht dieser Welt Glauben<br />

schenken würde – Kriminelle, die für einen Écu d’Or jede noch<br />

so absurde Lüge vor Gericht beschwören würden, Landjunker, von<br />

denen weithin bekannt war, dass sie nur auf die Aburteilung der<br />

Waldenser lauerten, um sichderen Land anzueignen – und andere,<br />

die nur berichteten, was ihnen gerüchteweise zu Ohren gekommen<br />

war. Und statt dass das Parlament Kommissare aussandte, das Gehörte<br />

vor Ort zu überprüfen, wurden jene Ammenmärchen kritiklos<br />

für wahr genommen. Endlich, im September 1543 , wurde<br />

ein Richter namens Johannis ausgeschickt, den Lubéron und die<br />

anliegenden päpstlichen Ländereien zu bereisen, um sich selbst ein<br />

Bild von den Handlungen der Ketzer zu machen. <strong>Die</strong>ser bemerkte<br />

nichts von den vermeintlichen Heeren mordlustiger Waldenser,die<br />

nach Aussagen gewisser Richter und gewisser Baroneden Lubéron<br />

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