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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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er kann nur noch an Krücken gehen. Schade, nicht? Er war ein<br />

Künstler.» Und während Frederi Jùli ihn noch mit offenem Mund<br />

anstarrte und Cristinos Gesicht jede Farbe verlor, war er bereits<br />

mit einem Handstandüberschlag in der Mitte <strong>des</strong> Kreises und rief:<br />

«Und nun zu unserer nächsten Darbietung: Gustave, der stärkste<br />

Mann der Welt!»<br />

«Lasst uns gehen!», sagte Catarino schnippisch.<br />

«Dubist ja auch echt blöde, Fabiou!», schimpfte sie, als sie wieder<br />

durch die Marktstände schlenderten, Äpfel zur Rechten, Tonschüsseln<br />

zur Linken. «Was gibst du diesem anmaßenden Kerl auch noch<br />

Geld? Wie der mich angesehen hat! Ich hätte wirklich die Wache<br />

rufen sollen!»<br />

Fabiou seufzte tief. Natürlich, Catarino war noch nie ein Musterbeispiel<br />

weiblicher Zurückhaltung gewesen. Aber die Respektlosigkeit,<br />

die sie ihm, ihrem einzigen männlichen Verwandten gegenüber<br />

anden Tag legte, suchte wirklich ihresgleichen.<br />

«Er war so seltsam, dieser Gaukler», murmelte Cristino. «Seine<br />

Augen – man hat richtig gefroren, wenn man hineinsah.»<br />

«Oh, Cristino, werde nicht wieder dramatisch!», stöhnte<br />

Catarino.<br />

«Er war wirklich eigenartig», sagte hinter ihnen leise die Stimme<br />

von Loís. «Als ob er den Ärger regelrecht sucht!»<br />

Catarino fuhr herum. «Dich hat wohl keiner nach deiner Meinung<br />

gefragt, <strong>Die</strong>ner!», fauchte sie.<br />

«Catarino! Führ dich nicht auf, als obdu die Königin persönlich<br />

bist!», meckerte Fabiou, doch Catarino war bereits drei Schritte<br />

weiter und nahm ihn nicht mehr zur Kenntnis. «Schau mal, Cristino»,<br />

rief sie, «der schöne Schmuck!»<br />

Es war ein ganzes Sammelsurium aus Ketten, Ringen, Broschen<br />

und Ohrgehängen,das sichda auf einem meerblauen Tuch ausbreitete,<br />

nichts Teures oder Seltenes, Tand, billiger Schmuck für die<br />

einfachen Bürgersfrauen, und doch blieben Cristino und Catarino<br />

stehen, ließ Catarino einen Finger sanft über eine Perlenkette gleiten.<br />

«Was meinst du… würde mir so etwas stehen?», fragte sie.<br />

«Hm, weiß nicht…»<br />

«Oder die Ohrringe hier? Oder… ach, ich weiß nicht, ichdenke,<br />

die sind zu klobig…»<br />

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