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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Arnac lag auf den Knien vor der Wand, den Oberkörper zusammengekrümmt.<br />

«Wer seid Ihr?», fragte er noch einmal. Es klang,<br />

als wären seine Stimmbänder aus Schmirgelpapier.<br />

«Es tut mir leid, dass ich nicht früher gekommen bin», sagte die<br />

Gestalt.<br />

«Ach.»<br />

«Mergoult ist mein Name. Estève de Mergoult.»<br />

«Ihr seid… Alexandres Onkel, nicht wahr?», fragte Arnac<br />

mühsam.<br />

Er nickte. Ein Gesicht, nicht mehr jung, umrahmt von dichten<br />

grauen Haaren. Seine Augen waren ernst und traurig. «Alexandre!»,<br />

sagte er verächtlich. «Ich werde nie verstehen, wie mein<br />

Bruder diesen Bastard legitimieren konnte, wo es die Spatzen von<br />

den Dächern pfeifen, aus welcher Küche er stammt. Aber so war<br />

er nun mal. Ehrenkäsig. Ehe bekannt wird, dass man ihm Hörner<br />

aufgesetzt hat, nimmt er das Kuckucksei an, das Maynier ihm ins<br />

Nest gelegt hat.»<br />

«Wenn er es nicht getan hätte, wäre Jean jetzt Baroun. Denkt<br />

Ihr, das wäre eine Verbesserung?», fragte Arnac. Sie sprachen provenzalisch.<br />

Sébastien fiel auf, wie mühelos er diese Sprache inzwischen<br />

verstand, obwohl der einzige provenzalische Satz, den er artikulieren<br />

konnte, weiterhin «Te ame ma migo» * war.<br />

«Nein», sagte Estève de Mergoult. «Nein, wahrscheinlich<br />

nicht.»<br />

«Und? Was verschafft uns nun die Ehre Eures Besuches? Ich<br />

hatte eher mit Alest gerechnet. Bin ich so wichtig, dass man mir<br />

ein derart hohes Tier der Carcisten als Empfangskomitee schickt?»<br />

Arnacs Stimme knirschte vor Ironie und Erschöpfung.<br />

Der andere schüttelte den Kopf «Wieso seid ihr Protestanten immer<br />

so verdammt misstrauisch?», fragte er verärgert.<br />

Arnac lachte auf, ein Lachen, das in ein heiseres Keuchen überging.<br />

«Erstens: Ich bin kein Protestant, auch wenn mir das immer<br />

kein Menschglaubt. Und zweitens werdet Ihr wohl verzeihen, dass<br />

ich dieser Situation hier nichtallzu viel Vertrauenerwecken<strong>des</strong>abgewinnen<br />

kann.»<br />

* Ichliebe dich, meine Süße.<br />

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