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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Bruder Antonius kam gerade aus dem Studierzimmer, einen<br />

abgrundtief verzweifelten Frederi Jùli mit den Tücken <strong>des</strong> lateinischen<br />

Partizips Perfekt Passiv zurücklassend, als Fabiou ihm in<br />

den Weg trat. «Du musst mir helfen!» zischelte er. «Ich habe Petri<br />

gefunden!»<br />

Antonius packte ihn am Arm. «Im Ernst?»<br />

«Carriero Four dou Temple.» Fabiou grinste. «Wann hast du<br />

Zeit?»<br />

«Am besten gleich», meinte Bruder Antonius.<br />

In der Carriero Four dou Temple war nicht allzu viel los, als sie<br />

dort eintrafen, noch ließ sich keine der Damen sehen, die nach Einbruch<br />

der Dunkelheit hier herumzuhängen und den Herren tiefen<br />

Einblick in ihr Mieder und in sonstige Geheimnisse ihres Körpers<br />

zu gewähren pflegten, ein Umstand, der der Straße im Volksmund<br />

den Namen Carriero dis Peitraous – Straße der Brüste – eingetragen<br />

hatte. Trotz der Nähe zu jenen gewissen Häusern war es<br />

durchaus eine ehrbare Wohngegend, wie die ansehnlichen Hôtels<br />

zu beiden Seiten verrieten.<br />

Es war ein neues Haus im italienischen Stil, mit Ziersäulen entlang<br />

der Fassade und einer dunklen, messingbeschlagenen Kassettentür,<br />

direkt neben dem Domizil der Familie Vare gelegen. Neben<br />

der Tür war ein Messingschild angebracht, in das ein fremdartig<br />

anmutender Schriftzug eingraviert war. Der Türklopfer war in<br />

Form eines Raubvogels mit ausgebreiteten Schwingen gehalten,<br />

und kaum, dass Bruder Antonius ihn betätigte, waren auch schon<br />

eilige Schritte auf dem Gang zu hören, und die Tür wurde geöffnet.<br />

Ein <strong>Die</strong>ner in dunkler Kleidung streckte seinen Kopf zur Tür<br />

heraus. «Ja, bitte?», fragte er. Seine Aussprache klang hart und<br />

fremdländisch.<br />

«Entschuldigt bitte die Störung», sagte Bruder Antonius in<br />

fließendem Deutsch. «Wir hätten gerne Herrn Petri gesprochen.<br />

Ist das möglich?»<br />

Der <strong>Die</strong>ner war offensichtlich gut katholisch, denn er betrachtete<br />

Bruder Antonius voller Ehrfurcht. «Tretet ein», sagte er. «Ich<br />

werde Euch ankündigen.»<br />

Das Gebäude stand an Prunk und Weiträumigkeit in keiner Hinsicht<br />

den Häusern der Adligen, die Fabiou kannte, nach. Der Boden<br />

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