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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Victor seufzte. «Man nannte sie damals noch nicht so, aber … ja,<br />

Leute ihres Schlages haben Onkel Hector ganz gewiss keine Träne<br />

nachgeweint.»<br />

«Ich weiß, das ist jetzt eine dumme Frage, aber wer genau ist<br />

dieser Carcès eigentlich? Alle reden von ihm, und ich weiß bisher<br />

nur, dass er ziemlich katholisch sein muss», meinte Fabiou.<br />

Victor lachte auf. «Extrem katholisch », sa gte er. «Der Carcès ist<br />

ein wahrhaftglühender Verfechter <strong>des</strong> katholischen Glaubens, eine<br />

Tugend, in der ihn allenfalls noch sein jüngerer Bruder, Duran de<br />

Pontevès, überbietet. Aber das ist es nicht allein, wofür er berühmt<br />

ist.Jean de Pontevès, Graf von Carcès – er ist so eine Art Volksheld,<br />

anders kann man es kaum nennen. Der Kerl war gerade mal Anfang<br />

zwanzig, als er 1536 in der Prouvenço den Widerstand gegen die<br />

einmarschierenden Kaiserlichen mobilisiert hat. Von ihm stammt<br />

die Politik der verbrannten Erde. Er hat eigenhändig Feuer an seine<br />

Felder und seine Vorratsspeicher gelegt, und das hat den Rest der<br />

Gegend, Edelleute wie Gemeine, so beeindruckt, dass sie es ihm<br />

gleichtaten. <strong>Die</strong> Folge war zwar eine der schlimmsten Hungersnöte<br />

der letzten hundert Jahre, aber der Kaiser musste sich schließlich<br />

aus der Prouvenço zurückziehen. Später ist der Carcès als Offizier<br />

in den <strong>Die</strong>nst <strong>des</strong> Königs getreten und hat als Truppenführer und<br />

schließlich als Flottenkommandant seinen Kampf gegen den Kaiser<br />

fortgesetzt. Vor sieben Jahren hat er mit seiner Flotte in Spanien<br />

das Fort de Palamos eingenommen und den guten Andrea Doria<br />

vernichtendgeschlagen.»<br />

«Andrea Doria? Der ist doch ziemlich berühmt, oder?», fragte<br />

Fabioustirnrunzelnd.<br />

«Kann man wohl sagen. Er gilt als der beste Seekommandant,<br />

der je gelebt hat», meinte Victor grinsend. «Und ich schätze, dem<br />

Kaiser könnte man kein besseres Geschenk machen als Carcès’<br />

Kopf auf einer Schüssel wie einst den von Johannes dem Täufer.»<br />

«Und? Hat sich dein Onkel auch mit dem Carcès angelegt?»<br />

Victor seufztetief. «Zuzutrauen wäre es ihm.»<br />

Ein ganz neuer Aspekt. Interessant. «Trauerst du noch immer<br />

um deinen Onkel?», fragte Fabiou mitleidig.<br />

«Ach, was soll’s.» Victor zuckte unwirsch mit den Achseln. «Damals<br />

sind so viele Menschen gestorben, der Arrêtde Mérindol war<br />

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