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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Ah. Interessant», sagte Baïf und wandte sich der nächsten<br />

Dame zu, und schon drängelten sich andere zwischen Fabiou und<br />

den Dichter.<br />

Demoralisiert kehrte Fabiou dem Pavillon den Rücken zu und<br />

suchte sich ein schattiges Plätzchen, um seiner poetischen Tätigkeit<br />

nachzugehen. Blödmann! Junge Talente muss man schließlich<br />

fördern, davon hat der wohl noch nie etwas gehört!<br />

Ob es an seiner Enttäuschung über Baïf lag oder ob ihn die Neuigkeiten<br />

der vergangenen Stunde noch zu sehr beschäftigten – Tatsache<br />

war, dass seine Muse noch nie so unproduktiv gewesen war<br />

wie in diesem Augenblick. Ihm fielgenaugenommen nicht mal ein<br />

Thema ein, über das er hätte schreiben können, geschweige denn<br />

diepassenden Worte dazu! Vielleicht stimmte es einfach doch, dass<br />

er sich nicht zum Sonetteschreiben eignete. Vielleicht sollte er sich<br />

wirklich mal an einer Ballade versuchen, über den Un ter gang <strong>des</strong><br />

römischen Imperiums oder über den Fall von Troja oder vielleicht<br />

auch über etwas Moderneres, den Sacco di Roma zum Beispiel …<br />

Und in diesem Moment kam ihm eine wahrhaft geniale Idee.<br />

<strong>Die</strong> Morde. Er würde eine Ballade über die Morde schreiben.<br />

Wenn er sie aufgeklärt hatte, natürlich. Das war doch etwas Neues,<br />

etwas noch nie Dagewesenes! Soweit er wusste zumin<strong>des</strong>t. Eine<br />

Mordserie aus der direkten Gegenwart als Thema einer Ballade!<br />

Nun gut, ein paar technische Schwierigkeiten wären natürlich<br />

noch zu bewältigen. So braucht jede Ballade einen jugendlichen<br />

Helden und einen Schurken. Der Schurke würde sich im Verlauf<br />

der Nachforschungen finden – hoffte er zumin<strong>des</strong>t –, aber was war<br />

mit dem jugendlichen Helden? Es war mehr als fraglich, ob ein<br />

fünfzehnjähriger Fabiou Kermanach de Bèufort dazu geeignet war.<br />

Nein, er brauchtejemanden, der mit dem Degen in der Hand gegen<br />

den Schurken kämpfte und Jungfrauen vor schrecklichen Schicksalen<br />

rettete. Nun, er hatte ja noch Zeit. Irgendwann im Verlauf<br />

dieser Geschichte würde der jugendliche Held hoffentlich noch<br />

auftauchen.<br />

Beflügelt von seiner Idee kramte Fabiou seine bisherigen Notizen<br />

zu den Morden hervor und begann sie mit dem, was er heute erfahren<br />

hatte, zu vervollständigen.<br />

«Was machst du denn da?», fragte eine Stimme über ihm.<br />

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