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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Zwei Waffenknechte griffen jetzt ein und schoben Sébastien<br />

hinter Alexandre und Arnac auf eine Tür zu, die drei Schritt neben<br />

dem Haupteingang eingesenkt im Boden lag. <strong>Die</strong> Tür schwang auf.<br />

Sébastien rang nach Luft.<br />

Eine Treppe führte da in eine undurchdringbare Dunkelheit hinab,<br />

eine Treppe, schmal, feucht und unheimlich steil, eingezwängt<br />

zwischen glänzenden schwarzen Wänden, von denen Feuchtigkeit<br />

tropfte wie Angstschweiß. Das Knarren der Tür hallte böse aus einer<br />

unabsehbaren Tiefe wider. «Was ist das?», kr ächzte Sébastien.<br />

«Wo bringt ihr uns hin?» Das Echo verzerrte seine eigene Stimme<br />

zu einem hohlen Geisterlachen.<br />

«Herzlich willkommen!», sagte Alexandre mit einem grimmigen<br />

Grinsen. «Unser Trakt für liebe Gäste!»<br />

«Wir sind Edelleute!», begann Sébastien verzweifelt. «Uns stehen<br />

angemessene Haftbedingungen zu! Ihr könnt uns nicht einkerkern<br />

wie Schwerverbrecher! Wir haben Anrecht auf anständige<br />

Behandlung und stan<strong>des</strong>gemäße Unterbringung! Wenn Ihr uns<br />

dasgewährt, habt Ihr unser Ehrenwort, dass wir keinen Fluchtversuch<br />

unternehmen werden, und …»<br />

«Herr im Himmel, stopft endlich diesem wandelnden Ritterroman<br />

da hinten das Maul!», stöhnte Mergoult.<br />

«Gib’s auf, Sébastien», krächzte Arnac. «Der kommt aus einer<br />

Familie, wo man es für den guten Ton hält, zu Ostern ein paar<br />

tausend Frauen und <strong>Kinder</strong> abzuschlachten. Der weiß vermutlich<br />

nicht mal, wie man das Wort Ritterlichkeit buchstabiert…»<br />

«Schluss jetzt, du Scheißkerl!», schrie Mergoult mit überschnappender<br />

Stimme. Und stieß zu.<br />

Sébastien schrie. Brieul schrie. Andréu d’Estrave starrte mit<br />

offenem Mund auf Arnac, der einen Moment lang mit weit aufgerissenen<br />

Augen auf der obersten Treppenstufe balancierte, um<br />

dann rücklings in die Tiefe zu stürzen, zwei Schritt, bis er auf den<br />

Stufen auftraf und sich überschlug, und dann weiter, rollend und<br />

schlitternd aus dem Lichtkreis entschwindend, so dass man nur<br />

noch das Geräusch hörte, mit dem sein Körper wieder und wieder<br />

auf den Stufen aufschlug, und dann Stille.<br />

Es war ruhig, so ruhig. Andréu d’Estrave hob die Hand und strich<br />

sich mit einer fahrigen Bewegung eine seiner braunen Locken aus<br />

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