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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Was sollen wir sonst machen?», fragte Louise mit einem traurigen<br />

Lächeln. «Wir sind zu wenige, um gegen Mergoult und die<br />

Seinen eine Chance zu haben. Und vielleicht können wir im Verborgenen<br />

ja auch mehr ausrichten, als uns bisher möglich war.»<br />

«Wo werdet ihr hingehen?», fragte Cristino leise.<br />

Louise schüttelte den Kopf. «Es ist besser für dich, wenn du es<br />

nicht weißt», sagte sie.<br />

Sie schluchzte. «Nimm mich mit. Bitte.»<br />

Wieder schüttelte Louise den Kopf, zögernd im ersten Moment,<br />

aber dann sehr bestimmt. «Nein, Cristino. Wir werd en Geächtete<br />

sein, Gejagte! Das ist kein Leben für dich. Dir steht doch das ganze<br />

Leben noch offen! Du kannst einen ordentlichen Mann heiraten<br />

und sicher und friedlich leben. Du kannst – so viel es noch tun,<br />

wenn du es nur willst. Ganz abgesehen davon, dass du uns keine<br />

große Hilfe wärest – du kannst nicht mit Waffen umgehen, und<br />

auch sonst besitzt du nicht gerade die Fähigkeiten, die du für das,<br />

was wir vorhaben, brauchen wür<strong>des</strong>t. Nein, Cristino, ich kann dich<br />

nicht mitnehmen.»<br />

«Ich will aber trotzdem mitkommen! Ich will dich nicht schon<br />

wieder verlieren, jetzt, wo ich dich gerade erst wiedergefunden<br />

habe!», schniefte Cristino.<br />

«Agnes», sagte Louise, und beide hielten sie inne und starrten<br />

einander an, denn es war das erste Mal, dass Louise sie so anredete,<br />

und dann lächelte Louise Degrelho und sagte: «Wir werden uns<br />

wiedersehen, Agnes, das schwöre ich dir. Egal was du tust, egal wo<br />

du bist, ich werde dich finden.»<br />

Sie fragte sich erstaunt, was Louise mit «finden», meinte, denn<br />

wo sollte sie schon sein außer in Castelblanc und bestenfalls noch<br />

in Ais, aber sie kam nicht mehr dazu, diese Frage zu stellen, denn<br />

hinter ihr stand Rouland de Couvencour und sagte zu Louise:<br />

«Wir müssen aufbrechen. Denkst du, du kannst die paar Schritte<br />

laufen?»<br />

«Mann, ich lebe noch», meinte Louise ärgerlich, und auf Roulands<br />

Arm gestützt zog sie sich auf die Füße. Cristino sah zu, und<br />

auf einmal begriff sie, dass das nicht länger Louise Degrelho war,<br />

die dort an Rouland de Couvencour geklammert nach draußen<br />

humpelte. Louise Degrelho existierte nicht mehr, genauso wenig<br />

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