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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Fabiou runzeltedie Stirn. Auch wenndieses Buch sicher in keinem<br />

Bezug zu Ingelfinger stand, hatte er das deutliche Gefühl, etwas<br />

ziemlich Aufschlussreiches in den Händen zu halten. Ein Blick<br />

nach rechts, einer nach links, und er ließ das Büchlein in seiner<br />

Brusttasche verschwinden.<br />

Sein Onkel. Pierre Martin Avingou. Himmel, langsam faszinierte<br />

ihn dieser Mensch!<br />

Er suchte weiter. <strong>Die</strong>smal würde er nicht beim ersten vermeintlichen<br />

Treffer seine Suche alsbeendetansehen. Er würde sämtliche<br />

Bücher mit schwarzem Einband in diesen beiden Regalen anschauen,<br />

und wenn es zwei Stunden dauerte.<br />

Es dauerte zwei Stunden. Er durchsuchte das gesamte Regal zur<br />

Linken und ein Großteil <strong>des</strong> Regals zur Rechten. In der untersten<br />

Reihe <strong>des</strong> zweiten Regals fand er es schließlich. Ein lateinisches<br />

Buch. Erasmus von Rotterdam, DE LIBERO ARBITRIO DIATRIBE<br />

SIVE COLLATIO – Gespräche oder Unterredung über den freien<br />

Willen. Gelangweilt – er rechnete nicht mehr mit einem Erfolg<br />

– schlug er es auf und blätterte durch die Seiten.<br />

Ein einzelnes Blatt Papier segelte heraus, zweimal gefaltet, gepresst<br />

von den Jahren. Fabiou bückte sich, hob es vom Boden auf<br />

und faltete esauseinander.<br />

<strong>Die</strong>smal war der Text provenzalisch. Was seltsam war. Kein<br />

Mensch schreibt auf provenzalisch. Es sah so eigenartig aus, dass<br />

Fabiou je<strong>des</strong> Wort zweimal lesen musste, bis er es verstand.<br />

«An alle,<br />

ich habe alles versucht. Keine Möglichkeit, eine gerichtliche Verfügung<br />

durchzusetzen, die sie aufhält. Es ist beschlossene Sache,<br />

der König selbst soll es abgesegnet haben. Ein bewaffneter Kampf<br />

scheidet daher aus, keiner der Edelleute will sich dem Vorwurf der<br />

Rebellion aussetzen. Corbeille hängt mit drin, schätze ich. Trostett<br />

lehnt jede Unterstützung ab. Es bleibt nur die letzte Lösung, das,<br />

was C. vorgeschlagen hat. Möge Gott uns verzeihen.<br />

S.»<br />

Fabiou spürte, wie ihm ein eisiger Schauer den Rücken herunterlief.<br />

Er wusste nicht, was es war. Und doch spürte er, die Antwort<br />

in seinen Händen zu halten. Er stopfte den Zettel zu dem Buch in<br />

seine Tasche, schob den Erasmus ins Regal zurück und ging aus den<br />

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