04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

der die Mädchen näher kannte und nicht mit ihm unter einer Decke<br />

steckte. Später, bei der Trauerfeier, bei der Menschen anwesend<br />

waren, die den Schwindel hätten erkennen können, ließ man<br />

die Särge dann geschlossen, angeblich, weil die Leichen einen so<br />

schrecklichen Anblick boten.»<br />

«Ich weiß nicht, warum ich all die Jahre niemals Verdacht geschöpft<br />

habe, warum mir all die Ungereimtheiten in unserer Familiengeschichte<br />

niemals aufgefallen sind», sagte Victor leise. «Dass<br />

meine Eltern mich in der Nacht, in der meine Kusine n starben,<br />

mit sich genommen hatten, angeblich weil ich alleine Angst hatte.<br />

Ich habe niemals Angst gehabt, mit den <strong>Die</strong>nern zu Hause zu<br />

bleiben. Dann meine Mutter mit ihrem ständigen Gerede, dass sie<br />

sich schrecklich versündigt habe. Und Rablois – die beiden ermordeten<br />

<strong>Kinder</strong> waren die Söhne eines verstorbenen Großgrundbesitzers<br />

gewesen, <strong>des</strong>sen gesamter Besitz nach ihrem Tod an einen<br />

entfernten Verwandten fiel. Seltsam, dass dieses Hexenweib, das<br />

angeblich wahnsinnig gewesen war, mit jedem ihrer Morde einem<br />

Menschen zu einemgigantischen Erbe verhalf. All das fiel mir erst<br />

auf, als Fabiou erzählte, dass Carfadrael mit dem König der Kelche<br />

identisch sei. Onkel Hector hatte diesen Gralsfimmel. Als wir den<br />

Familiensitz in der Keyrié übernahmen, hingen dort zahllose Bilder<br />

an den Wänden, die Szenen aus der Gralslegende darstellten. Und<br />

auch sonst fand man überall im Haus Kelche als Motiv, auf Vorhängen,<br />

auf Tischdecken … Onkel Hectors Exlibris war ein Kelch,<br />

und der Kelch tauchte sogar im zweiten Namen seines Sohnes auf<br />

– Daniel Calixte. Mir wurde schlagartig klar, Onkel Hector musste<br />

Carfadrael gewesen sein. Und jetzt endlich fragte ich mich, wer<br />

eigentlich einen Nutzen aus seinem Tod gezogen hatte. Es gab vor<br />

allem einen – meinen Vater.» Er rieb sich müde die Stirn. «Und<br />

da wurde mir klar, dass mein Vater schuld war am Tod von Onkel<br />

Hectors Familie. Und dass Mutter von seinen Plänen gewusst<br />

hat.»<br />

«Aber muss Degrelho nicht gefürchtet haben, dass Louise und<br />

Agnes eines Tages wieder auftauchten?», fragte Laballefraou<br />

stirnrunzelnd.<br />

«Oh, das hat er sicher gefürchtet», meinte Fabiou. «Vermutlich<br />

hat er aber nicht damit gerechnet, dass Louise ihn durchschaut<br />

1031

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!