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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Wer’s glaubt wird selig, sagte ihr Blick. «Seht mal, da.» Alessia<br />

wies mit einer Hand, an der ungefähr zehn Ringe blitzten, auf ein<br />

pummeliges Mädchen mit treuherzigen braunen Rehaugen. «Regina<br />

d’Ardoche, die jüngste der drei Ardoche-Töchter. <strong>Die</strong> armen<br />

Ardoches! Drei Töchter und keine Mitgift! Weiß nicht, wie sie es<br />

geschafft haben, die älteren beiden zu verheiraten! Ist das Kleid<br />

nicht unmöglich, das sie trägt? Es hat ihrer Schwester gehört, sie<br />

trägt nur die alten Sachen von ihrer Schwester auf. An ihr sieht es<br />

aus wie ein Mehlsack, findet ihr nicht auch? Überhaupt – wer trägt<br />

heutzutage noch rosé? Das ist doch vollkommen hors de lamode .»<br />

Cristino nickte gequält, ihre Füße taten weh. Catarino machte ein<br />

Gesicht, als wolle sie Alessia erwürgen, während sie gleichzeitig<br />

unsicher nach unten auf ihr eigenes roséfarbenes Kleid schielte.<br />

«Das Pummelchen da drüben ist Nicolas de Bouliers, Baron de la<br />

Tour d’Aigue und Comte de Cental», fuhr Alessia ungerührt fort<br />

und zeigte auf einen jungen Mann Mitte Zwanzig mit einem rundlichen,<br />

freundlichen Gesicht, der gerade ins Gespräch mit dem Baroun<br />

d’Ardoche vertieft war. «Nicht gerade der Attraktivste, aber<br />

eine gute Partie, das kann ich euch sagen, <strong>des</strong>wegen umschwärmen<br />

ihn die Weiber wie die Fliegen. Aber er ist wohl schon so gut wie<br />

vergeben, zu schade. <strong>Die</strong> da an der Tür sind die Schwestern Artois.<br />

Halten sich für etwas Besonderes, weil ihr Vater einen Sitz im Parlament<br />

hat. Das dahinten ist er, der Herr Papa, der mit der Glatze.<br />

Man sagt», sie senkte ihre Stimme und warf den Zwillingen verschwörerische<br />

Blicke zu, «er wäre ein Charmeur, r und dass keines<br />

Mädchens… ähm… Ruf in seiner Gegenwart sicher wäre.» Sie<br />

kicherte. «Der neben dem Fenster ist St. Etienne, der Berater von<br />

Seigneur de Barthélemy, dem königlichen Intendanten. <strong>Die</strong> Ardoches<br />

hatten natürlich den Intendanten persönlich eingeladen,<br />

aber es hatte selbstverständlich niemand daran geglaubt, dass er<br />

käme – hierher!» Wieder kichertesie.<br />

So ging es weiter. Nach zehn Minuten in Alessias liebevoller<br />

Gesellschaft waren die Bèufort-Zwillige über alles informiert,<br />

was derzeit in Paris und Ais und somit im Rest der Welt à bzw.<br />

hors de la mode war. Sie wussten, dass man nur noch die Nouvels<br />

amours von Ronsard spielte und dass Blau die Farbe der Saison<br />

war, dass man nicht mehr merveilleux und ma mie sagte, sondern<br />

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