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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Ah. Interessant.» Fabiou hätte sich jetzt eigentlich ganz gern<br />

wieder seiner Ballade zugewandt, aber Henric de Navarra war noch<br />

nicht fertig. «Gehst du mit mir zum Jeu de Paume?», fragte er.<br />

«Wie?» Fabiou sah ihn erstaunt an. Jeu de Paume! Ausgerechnet!<br />

Jean de Mergoult war ein begeisterter Jeu-de-Paume-Spieler,<br />

wenn es einen Ort gab, wo man ihm hundertprozentig über den<br />

Weg lief, dann auf dem Spielfeld. «Könnt Ihr… könnt Ihr nicht alleine<br />

hingehen? Ich… muss noch an meiner Ballade schreiben…»<br />

«Das geht nicht», rief Henric de Navarra mit dem fordernden<br />

Unterton eines Jungen aus, der Befehle geben durfte, seit er laufen<br />

konnte. «Wegen dem Wahnsinnigen da, der mich umbringen will.<br />

Du musst mich beschützen!»<br />

Fabiou seufzte tief. Wenn Mergoult und seine Kumpanen etwas<br />

lächerlicher fänden als seine Dichtkunst, dann sicher, wenn er sich<br />

als <strong>Kinder</strong>mädchen für einen irrgläubigen Königssohn verdingte.<br />

Andererseits hatte er eine gewisse moralische Verpflichtung Henric<br />

gegenüber. Immerhin war Theodosius sein Vetter. «Also gut»,<br />

Fabiou packte seine Notizen zusammen und stand auf, «gehen wir<br />

zum Jeu de Paume.»<br />

Seine Befürchtungen erwiesen sich als gegenstandslos. Als sie<br />

das Spielfeld erreichten, war von den Brüdern Mergoult und ihren<br />

Getreuen nichts zu sehen. Auf dem abgesteckten Rasenstück war<br />

das Spiel in vollem Gange. <strong>Die</strong> Damen hatten sichgrößtenteils vom<br />

Spielfeld zurückgezogen, und die Partie hatte an Ernsthaftigkeit<br />

und an Tempo zugelegt. Ais’ junge Edle spielten gegen die Gäste<br />

aus Navarra, und die Stimmung war bereits ziemlich explosiv,<br />

denn die Béarner Razats schickten sich an zu gewinnen.<br />

Oma Felicitas war einige Schritte weiter in angeregte Konversation<br />

mit ein paar alten Herren vertieft, die sie mit schmeichelnden<br />

Bemerkungen umwarben und als Dank kokettierende Blicke ihrerseits<br />

erhielten. Besonders Jaume de Servan, ehemals Konsul von<br />

Ais, ein hagerer weißhaariger Greis, schwänzelte um sie herum<br />

wie sonst nur Artus de Buous um Alessia. <strong>Die</strong> Dame Castelblanc,<br />

die einige Schritt weiter im Kreise einiger Edelfrauen stand, wurde<br />

abwechselnd blass und rot vor Entsetzen über das unschickliche<br />

Verhalten ihrer Mutter. Ein Stückchen weiter schritt die Barouno<br />

d’Astain mit müden Schritten durch die Bäume. Der Baroun<br />

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