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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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te der ihre Verlegenheit, denn er riss mit der rechten Hand seinen<br />

aufgeschlitzten linken Ärmel vollends ab, so dass die Wunde freilag.<br />

«Das Hemd ist sowieso nicht mehr zu retten», meinte er.<br />

Cristino stand also da, hielt ein nasses Tuch in der Hand und<br />

starrte voller Entsetzen auf ArnacsblutverklebteSchulter. Warum<br />

hatte sie sich bloß in so eine Situation bringen lassen?<br />

Zu spät, einen Rückzieher zu machen. Vorsichtig betupfte Cristino<br />

Arnacs Schulter mit dem Tuch, Wasser mit Blut vermischt<br />

perlte über Arnacs Arm und tropfte auf den Marmor. Cristino<br />

wartete darauf, dass sie ohnmächtig würde, wie im Angesicht von<br />

so viel Blut selbstverständlich zu erwarten, und war ausgesprochen<br />

erstaunt, als die Schulter schließlich ziemlich sau ber war und sie<br />

immer noch auf ihren zwei Beinen stand.<br />

Einen Moment lang überlegte sie, was jetzt zu tun sei. Durch<br />

Arnacs Schulter zog sich ein fingerlanger, klaffender Schnitt,<br />

aus dem noch immer Blut quoll. Sébastien hatte sich gesetzt und<br />

starrte interessiert auf ein Fresko mit einer Jagdszene. Er war etwas<br />

weißlich im Gesicht. Schließlich entnahm Cristino Docteur Grattous<br />

Tasche zwei Verbandsstreifen, die dieser vermutlich zur Versorgung<br />

von Aderlasswunden bei sich trug. Einen davon rollte sie<br />

zusammen und drückte ihn auf die Wunde, woraufhin sie ihn mit<br />

dem anderen festwickelte. Arnac verzog etwas das Gesicht, hielt<br />

aber still, bis sie mit ihrem Werk fertig war. Einen Moment lang<br />

sah sie unentschlossen auf das freie Ende der Binde, dann stopfte<br />

sie es möglichst fest unter eine der tieferen Lagen. «Fertig», seufzte<br />

sie erleichtert.<br />

Arnac betrachtete sie seltsam. «Ihr macht das sehr gut», meinte<br />

er. «Habt Ihr das von Eurer Tante gelernt?»<br />

Cristino, noch immer völlig perplex ob der Tatsache, nicht in<br />

Ohnmacht gefallen zu sein, sah ihn verständnislos an. «Meine<br />

Tante?», fragte sie. «Welche Tante?»<br />

«Beatrix Avingou. Schwester Consolatoria. Sie kennt sich doch<br />

aus in der Krankenpflege, oder?»<br />

«Ich… ich weiß nicht so recht… ich kenne sie gar nicht. Sie ist<br />

schon so lange in Rom», meinte Cristino entschuldigend.<br />

«Aber Ihr müsst doch von ihr gehört haben», sagte Arnac stirnrunzelnd.<br />

«Erzählt man denn nicht von ihr in Eurer Familie?»<br />

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