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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Wir müssten…» In sein Gesicht war plötzlich so etwas wie<br />

Verzweiflung getreten.<br />

«Arnac, das ist hoffnungslos!» Sébastien schüttelte den Kopf,<br />

nervöser als beabsichtigt. «Schau die dir an! Das sind … fünfzehn,<br />

ach was, zwanzig Waffenknechte. Und dazu noch Maynier und der<br />

Mergoult’sche Freun<strong>des</strong>kreis! Dreißig gegen zwei! Wir sind gut,<br />

Arnac, klar, aber gegen die Übermacht haben wir keine Chance!»<br />

«Wenn wir sie irgendwie … ablenken könnten…» Hektisch<br />

zuckten Arnacs Augen von den Reitern zum Dorf und vom Dorf<br />

zu den Reitern.<br />

«Ablenken? Wie? Sollen wir das Dorf abfackeln oder was?»<br />

«Nein, aber…»<br />

<strong>Die</strong> Reiter hatten den Platz am Galgen erreicht. Sébastien sah<br />

zu, wie sie von den Pferden stiegen, wie Maynier sich auf seinem<br />

Stuhl platzierte, wie Bertran und Alexandre ihr Werk am Galgen<br />

begannen. «Arnac … mein Gott, Arnac, was sollen wir tun, wir<br />

haben nur noch ein paar Minuten, Jesus, Arnac!»<br />

Arnac antwortete nicht. Stumm saß er im Sattel, die pechschwarzen<br />

Augen fest auf das Dorf und den Galgen gerichtet und<br />

auf die Menschen, die ihn umschwärmten. Sein Gesicht war weiß<br />

geworden.<br />

Hinter dem Dorf schwang jetzt die Schlinge vom Querbalken<br />

<strong>des</strong> Galgens, sanft von einem kühlen Morgenwind bewegt. Und<br />

über den Köpfen der Zuschauer erschien Loís, emporgezogen von<br />

den beiden Bewaffneten.<br />

«Scheiße! Oh Scheiße, verdammte!», stöhnte Sébastien. «<strong>Die</strong><br />

machen Ernst, Arnac! Oh Scheiße, was sollen wir jetzt bloß…» Er<br />

brach ab und starrte Arnac an.<br />

Arnac bekreuzigte sich. Nicht die übliche, flüchtige Handbewegung.<br />

Ganz langsam ging seine Hand von seiner Stirn zu seinem<br />

Herz und von dort zu beiden Schultern. Wie etwas, von dem man<br />

weiß,dass man es zum letzten Mal tut. Wie sich ein Soldatbekreuzigt<br />

auf dem Weg in eine letzte Schlacht. «Bleib hier», sagte er zu<br />

Sébastien. Dann drückte er dem Pferd die Hacken in die Seite und<br />

sprengte los.<br />

Sébastien brauchte drei Schrecksekunden, bis er begriff, was eigentlich<br />

geschah, und da war Arnac bereits heraus aus den Bäumen<br />

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