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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Insgesamt kostete der Arrêt de Mérindol etwa dreitausend Menschen<br />

das Leben.<br />

<strong>Die</strong> Details dieses Ereignisses sind heute vor allem <strong>des</strong>halb noch<br />

bekannt, weil die Gräfin von Cental, zu deren Grundbesitz einige<br />

der zerstörten Dörfer gehörten, die Verantwortlichen – Jean<br />

Maynier, seinen Stellvertreter La Font, die Commissaires Tributiis<br />

und Badet und den Advocat du Roi Guérin – vor dem königlichen<br />

Gericht verklagte. <strong>Die</strong> Folge war ein Prozess, der über die<br />

Grenzen Frankreichs hinaus Aufsehen erregte. Zum Teil lag dies<br />

am Inhalt <strong>des</strong> Prozesses – es handelte sich immerhin um einen der<br />

ersten «Kriegsverbrecher-Prozesse» der Geschichte, der zu einer<br />

Zeit stattfand, wo es absolut nicht üblich war, dass hochgestellte<br />

Persönlichkeiten für Gräueltaten belangt wurden, die unter ihrem<br />

Kommando begangen worden waren. Der Prozess hatte daneben<br />

aber auch eine große innenpolitische Brisanz, da er eine Entscheidung<br />

<strong>des</strong> Parlaments von Aix zum Gegenstand hatte und damit<br />

die Autarkie der Regionalparlamente in Frage stellte – zumal der<br />

Prozess ausgerechnet vor der Großen Kammer <strong>des</strong> Parlaments von<br />

Paris verhandelt wurde. Viele Provenzalen werteten den Prozess<br />

daher als einen weiteren Versuch der französischen Zentralregierung,<br />

ihre Selbständigkeit zu schwächen, und stellten sich <strong>des</strong> halb<br />

auf die Seite der Angeklagten, unabhängig davon, wie sie die Ereignisse<strong>des</strong><br />

Arrêtde Mérindol bewerteten.<br />

Der Staatsbeamte Jacques Aubéry wurde vom französischen König<br />

Henri II. als Advocat du Roi, als königlicher Anwalt, bestellt<br />

(vergleichbar einem heutigen Staatsanwalt) und vertrat die Anklage.<br />

In seiner Anklageschrift, die später veröffentlicht wurde, sind<br />

die Ereignisse <strong>des</strong> Arrêt de Mérindol und der vorangehenden Jahre<br />

in großer Detailtreue niedergelegt. Obwohl Aubéry vermutlich<br />

keine Nachforschungen vor Ort betrieben hat – eine Reise in die<br />

Provence dauerte damals immerhin ungefähr zwei Wochen –, hat<br />

er, vermutlich über Mittelsmänner, zahlreiche Zeugenaussagen<br />

der überlebenden Opfer <strong>des</strong> Arrêts gesammelt. Auch die Unterlagen<br />

<strong>des</strong> Parlaments von Aix hat Aubéry offensichtlich ausgewertet,<br />

wobei ihm Historiker eine sehr exakte und wahrheitsgetreue Wiedergabe<br />

dieser Dokumente bescheinigen.<br />

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