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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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habe, dann niemanden zu hassen, nur weil er eine andere Meinung<br />

vertritt, sei sie nun religiös oder politisch», sagte er langsam. «Es<br />

gibt Menschen, die suchen ihr Heil im Wort und andere im Sakrament.<br />

Ist das ein Grund, sichgegenseitig umzubringen?»<br />

Sébastien sah ihn nachdenklich an. «Darüber habe ich mir ehrlichgesagt<br />

noch nie Gedanken gemacht»,gab er zu. «Ich bin bisher<br />

allerdings auch noch niemandem begegnet, der es in Frage gestellt<br />

hat, dass der Protestantismus bekämpft werden muss.»<br />

Arnac grinste. «Ich weiß – Protestanten stehlen, stinken un d<br />

fressen kleine <strong>Kinder</strong>, das saugt man ja schon mit der Muttermilch<br />

ein.» Er schwieg kurz. «Mein Vater hatte zwei gute Freunde, die<br />

Protestanten waren», sagte er dann. «Als ich ein Kind war, habe ich<br />

an ihrem Tisch gegessen und mit ihren <strong>Kinder</strong>n gespielt. Ich wäre<br />

nie auf die Ideegekommen,jemanden zu hassen, weil er Protestant<br />

ist. Mein Vater sagte immer, es ist nicht wichtig, ob einer Protestant<br />

oder Katholik ist, es ist nur wichtig, ob er ein guter Mensch<br />

ist.»<br />

«Was ist aus diesen Freunden geworden?», fragte Sébastien<br />

neugierig.<br />

Arnac hob die Schultern. «Sie sind tot. Der eine wurde vor seinem<br />

Haus von einem Söldnertrupp erschlagen, der andere im Gefängnis<br />

ermordet.»<br />

«Und … die <strong>Kinder</strong>?»<br />

«Wurden von der Schwiegerfamilie gut katholisch erzogen, auf<br />

dass man das letzte Mal einen solchen Skandal am Hals hatte»,<br />

sagte Arnac mit einem bitteren Grinsen. «Aber lassen wir das. Was<br />

machtdeine Familie?»<br />

Sébastien erzählte von seinem Vater, der vor einigen Jahren gestorben<br />

war, von dem Schloss, das er hinterlassen hatte, von seiner<br />

Mutter, die noch lebte und eine liebenswerte, gute Frau sei, von<br />

seinen vier jüngeren Brüdern, von seiner Zeit am Pariser Hof und<br />

wie viel mehr es ihm Spaß machte, durch die Lande zu reisen und<br />

Abenteuer zu erleben. Cristino hörte höflich zu, nickte und lächelte<br />

zu allem und hoffte, dass bald die Tänze begännen und die Aufmerksamkeit<br />

der jungen Herren dann wieder ihr gehöre.<br />

Sie hatte Glück. Der Abend nahte, <strong>Die</strong>ner verteilten überall im<br />

Garten kleine Gefäße aus buntem Glas, in denen Kerzen standen,<br />

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