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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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nächtlichen Sees; sein farbenfroher Reitanzug entsprach der neuesten<br />

italienischen Mode, und seine schwarzen Augen funkelten mit<br />

dem auf Hochglanz polierten Knauf seines Degens um die Wette.<br />

Als die Herrschaften sich näherten, grüßte er den Cavalié mit einer<br />

tiefen, ehrerbietigen Verbeugung, neigte kurz den Kopf in Fabious<br />

Richtung und stürzte sich sodann auf Cristino, die er mit Handküssen<br />

und Komplimenten überhäufte – Ihr seid eine Blu me, die<br />

in der Wüste erblüht, ein Edelstein, der die Kronjuwelen in den<br />

Schatten stellt, Sonne und Mond verblassen vor Eurem Glanz, und<br />

so weiter. Cristino kommentierte seine Bemühungen, indem sie<br />

brav rot wurde und einetwas nervöses Kichern hören ließ. Frederi<br />

sandtegiftige Blicke aus, wenn er dabei auch nicht wagte, Mergoult<br />

anzusehen, und statt<strong>des</strong>sen lieber seinen Sattelknauf fixierte.<br />

<strong>Die</strong> Szene hatte die Schönheit und Kunstfertigkeit eines Gemäl<strong>des</strong><br />

von Niccolo dell’Abbate – vom Titel her so etwas im Stil von<br />

«Reitgesellschaft am Tor» –, und sie hätte ihre Beschaulichkeit behalten<br />

können, wenn in diesem Moment nicht zwei weitere Reiter<br />

die Carriero drecho hinauf gekommen wären, in gemächlichem<br />

Schritt, so als hätten sie nichts Rechtes vor und wüssten noch nicht<br />

genau, wohin sie die Schritte ihrer Rosse lenken sollten.<br />

Es waren Arnac de Couvencour und Sébastien de Trévigny.<br />

Für Fabiou war es ein Lichtblick. Er lenkte sein Pferd rasch an<br />

Sébastiens Seite, um diesem zuzutuscheln: «Ich habe etwas unglaublich<br />

Interessantes entdeckt! Wir müssen uns treffen!»<br />

Alexandre de Mergoult definierte das Wort ‹Lichtblick› etwas<br />

anders. Seine Hand zuckte so ruckartig zu seinem Degen, dass Frederi<br />

erschrocken zusammenfuhr. «Couvencour!», zischte er, etwa<br />

in dem Tonfall, in dem man sonst: «Der Steuereintreiber!» sagt.<br />

«Tag, Mergoult, wie geht’s?» Auf Arnacs Gesicht war ein ziemlich<br />

höhnischesGrinsen erschienen.<br />

«Wir gehen!», fauchte Mergoult. «Ich werde nicht eine Minute<br />

in der Gegenwart dieses verfluchten Ketzerfreunds verbringen!<br />

Kommt, Cristino!» Er wendete sein Pferd. Cristino warf Arnac einen<br />

hochmütigen Blick zu und folgte Alexandre. Frederis Blick wurde<br />

noch ungnädiger. Es war offensichtlich, dass er alle drei Herren,<br />

Mergoult, Couvencour und Trévigny, zur Hölle wünschte.<br />

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